Die türkische Polizei hat nach heftigen Zusammenstößen mit Zehntausenden Demonstranten am Samstag einen Rückzug vom zentralen Taksim-Platz begonnen. Augenzeugen berichteten, dass Protestierer auf den Platz strömten. Die Demonstranten jubelten.
Die Türkei hatte seit Tagen Wasserwerfer und Tränengas eingesetzt, um die Demonstranten abzudrängen. Die Protestwelle gegen die islamisch-konservative Regierung hatte am Vortag mehrere Städte erfasst.
Sie entzündete sich an der gewaltsamen Räumung eines Protestlagers, mit dem die Zerstörung des Gezi-Parkes am Rande des Taksim-Platzes für ein umstrittenes Bauprojekt verhindert werden sollte.
International löste der harte Polizeieinsatz Besorgnis aus. Die USA und Brüssel mahnten die Einhaltung der Grundrechte an. Erdogan räumte am Samstag Fehler ein, sagte aber, seine Regierung werde sich von Straßenprotesten nicht von ihrem Kurs abbringen lassen. Der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, nannte das harte Vorgehen der Polizei "völlig unangemessen".
In Istanbul gingen Demonstranten und Beobachter davon aus, dass es angesichts der Härte des Einsatzes und der großen Zahl von Rettungswagen Hunderte Verletzte gegeben hat. Im Internet kursierten Berichte über mehrere Tote. Die Behörden bestätigten zunächst weder das eine noch das andere. Bereits am Freitag hatten Zehntausende bis in die Nacht demonstriert. Die Behörden sprachen von 12 Verletzten und 63 Festnahmen.
dpa/okr - Bild: Ozan Kose (afp)