Die meisten Autos schlucken einer neuen Studie zufolge deutlich mehr Kraftstoff, als die Hersteller versprechen. Im Schnitt liegt der wirkliche Verbrauch 25 Prozent über den offiziellen Angaben, wie eine am Dienstag veröffentlichte Untersuchung des International Council of Clean Transportation (ICCT) ergab. Außerdem werde im Schnitt auch nur die Hälfte der in den Tests über die Jahre angegebenen CO2-Verbesserungen tatsächlich auf der Straße erreicht.
Hauptproblem sei das Testverfahren, der Neue Europäische Fahrzyklus (NEFZ), so der Vorwurf der Studie. Die Hersteller optimierten in diesen Tests ihre Fahrzeuge, in dem sie spezielle Schmierstoffe und Reifen verwendeten, verbrauchsfreundlich schalteten und die Bremsen manipulierten, um den Rollwiderstand zu verringern. Die Umwelthilfe hatte erst Mitte Mai eine Auswertung veröffentlicht, in der von Abweichungen von bis zu 42 Prozent die Rede ist.
Das Thema gewinnt derzeit deshalb an Aufmerksamkeit, weil in der EU die künftigen Grenzwerte für den CO2-Ausstoß diskutiert werden. Derzeit laufen Gespräche von Vertretern der EU-Staaten, des EU-Parlaments sowie der EU-Kommission. Die irische EU-Ratspräsidentschaft will eine Einigung bis Ende Juni. Nach den bisherigen Plänen soll der Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxids (CO2) in der EU bis zum Jahr 2020 auf im Durchschnitt 95 Gramm je Kilometer für die Neuwagenflotte der Hersteller sinken. Das entspricht rund vier Litern Benzinverbrauch. Derzeit gilt ein Zielwert von 130 Gramm.
Diese Werte werden derzeit durch den in der ICCT-Studie kritisierten NEFZ-Testzyklus ermittelt. Ein neues Verfahren - namens Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedures (WLTP) - wird erarbeitet und soll den NEFT ablösen. Das EU-Parlament will die neuen Testmethoden 2017 einführen. Die Autohersteller fordern hingegen, dass der NEFZ aber mindestens bis 2020 zur Ermittlung der CO2-Werte gilt.
dpa/mh