Die britische Polizei arbeitet fieberhaft an der Aufklärung der Hintergründe der schockierenden mutmaßlichen Terrorattacke auf einen Soldaten in London. "Dies sind große und komplexe Ermittlungen, die sich schnell verändern können", hieß es von Scotland Yard. Man verfolge zahlreiche Spuren. Am Donnerstagabend wurden zwei weitere Verdächtige festgenommen, ein Mann und eine Frau, beide 29 Jahre alt. Sie wurden von der Polizei verhört. Mehrere Wohnungen in verschiedenen Teilen Londons und in der Grafschaft Lincolnshire wurden durchsucht.
Die beiden Hauptverdächtigen, die 22 und 28 Jahre alt sein sollen, lagen unter scharfer Bewachung weiter im Krankenhaus. Die Polizei hatte sie am Mittwoch angeschossen, nachdem sie mit den mutmaßlichen Tatwaffen in der Hand bei dem ermordeten Soldaten angetroffen worden waren. Beide Männer hätten keine lebensgefährlichen Verletzungen, hieß es. Die Männer waren der Polizei bekannt. Der Sender BBC berichtete, einer von ihnen sei 2007 bei einer islamistischen Demonstration in Luton bei London dabei gewesen.
Der 25-jährige Soldat war unter anderem mit einem Fleischerbeil zu Tode gehackt worden. Er war Vater eines zweijährigen Sohnes und nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums 2009 in Afghanistan und danach auch in Deutschland (Celle) stationiert. Seine Familie drückte in einer Stellungnahme ihre Trauer aus und erklärte, er habe schon immer Soldat werden wollen. Bis zum Abend legten Menschen am Tatort Blumen nieder.
Islamistische Parolen
Die beiden mutmaßlichen Täter hatten bei dem Mord islamistische Parolen ausgerufen. Bei den Männern soll es sich um britische Staatsbürger mit Verbindungen nach Nigeria handeln. Sie waren der Polizei bekannt.
Mehrere muslimische Gruppen in Großbritannien verurteilten den mutmaßlichen Terrorangriff scharf. Eine solche barbarische Tat habe keinerlei Basis im Islam, hieß es am Donnerstag vom britischen Muslimrat. Alle Menschen und Gruppen, egal ob muslimisch oder nicht, müssten nun zusammenhalten. Die Polizei müsse dafür sorgen, dass keine Spannungen hochkochten. Der Rat betonte zudem, dass Muslime seit langem als Soldaten in der britischen Armee arbeiteten, und dies mit Stolz täten.
Auch US-Präsident Barack Obama verurteilte den Mord. "Es kann absolut keine Rechtfertigungen für solche Taten geben", sagte der Präsident laut einer am Donnerstag in Washington veröffentlichten Mitteilung. Die USA stünden entschlossen an der Seite Großbritanniens.
Polizei: Kein erhöhtes Risiko bei Champions-League-Finale
Einen Tag vor dem Champions-League-Finale an diesem Samstag sieht die Londoner Polizei weiterhin kein erhöhtes Sicherheitsrisiko. "Zu diesem Zeitpunkt gibt es keinerlei Anhaltspunkte für eine erhöhte Bedrohung", sagte ein Sprecher von Scotland Yard am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Nach der Terrorattacke auf einen Soldaten in London am Mittwoch habe man die Pläne für den Einsatz erneut geprüft, und dabei auch eng mit den für den öffentlichen Nahverkehr zuständigen Beamten zusammengearbeitet. Man bleibe aber flexibel und der Einsatzplan könne jederzeit kurzfristig überarbeitet werden, hieß es.
Zum Endspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund im Londoner Wembleystadion werden Zehntausende Fans auch aus Deutschland erwartet. Nach der Attacke sind in London seit Donnerstag 1200 zusätzliche Polizisten im Einsatz. Sie sollen laut Scotland Yard vor allem dort Präsenz zeigen, wo sich Menschenmassen versammeln, und den Menschen ein Gefühl der Sicherheit geben. Beide Finalisten hatten bereits versichert, dass sie keine Probleme für die Reise nach London sehen.
dpa/jp - Bild: Justin Tallis (afp)