Mit einem großen Festakt in Leipzig feiert die SPD an diesem Donnerstag das 150-jährige Bestehen der deutschen Sozialdemokratie. Dazu wurden rund 1600 Gäste aus 80 Ländern erwartet. Neben Frankreichs Präsident François Hollande wurden neun weitere Staats- und Regierungschefs aus Europa zu dem Festakt im Gewandhaus erwartet. Mit ihm soll auch an den langen Einsatz der Partei für Freiheit, Frieden, Demokratie und soziale Gerechtigkeit erinnert werden.
Zu den geladenen Gästen zählen auch die SPD-Altkanzler Gerhard Schröder und Helmut Schmidt. Erwartet werden auch knapp 30 Vorsitzende sozialdemokratischer und sozialistischer Parteien sowie Vertreter der US-Demokraten. Reden werden der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel, die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sowie die Präsidenten Hollande und Gauck. Auf dem Marktplatz wird es parallel ein großes Bürgerfest geben.
Gauck sieht in SPD Vorkämpfer für Freiheit und Gerechtigkeit
Bundespräsident Joachim Gauck hat die SPD als treibende Kraft bei der Durchsetzung von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität gewürdigt. "Es war die SPD, die auf Reform statt auf Revolution setzte. Und es war die SPD, die den mühsamen und schließlich mehrheitsfähigen Weg beschritt, das Leben der Menschen konkret Stück für Stück zu verbessern, anstatt utopische Fernziele zu proklamieren", sagte Gauck am Donnerstag beim Festakt zum 150-jährigen Bestehen der deutschen Sozialdemokratie in Leipzig.
Unter Anspielung auf die umstrittene rot-grüne Reformagenda 2010 sagte Gauck anerkennend: "Manchmal (...) gelingt es Parteien sogar, gerade den eigenen Wählern Zumutungen aufzuerlegen, mit Entscheidungen, die bisherigen Linien oder kurzfristigen Parteiinteressen widersprechen." Das sei zwar parteiintern nicht populär. "Aber wir haben es erlebt: Gerade solche Entscheidungen waren oftmals verantwortungsbewusste Entscheidungen für das ganze Land."
SPD-Vize Kraft: Es bleibt noch viel zu tun
Das 150-jährige Bestehen der Sozialdemokratie ist nach den Worten der stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Hannelore Kraft auch Verpflichtung, weiter für die Ziele der Partei zu kämpfen. "Für uns bleibt noch viel zu tun", sagte die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin am Donnerstag zur Eröffnung des Festaktes im Leipziger Gewandhaus. Manche Errungenschaften müssten verteidigt und andere neue erkämpft werden. Zudem müssten Programme und Konzepte immer wieder an die aktuellen Gegebenheiten angepasst werden. "Es geht darum, sich immer wieder neu zu erfinden", sagte Kraft.
Zum 150. Geburtstag der deutschen Sozialdemokratie hat der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel die historischen Verdienste
seiner Partei hervorgehoben. "Die SPD ist seit 150 Jahren das Rückgrat der deutschen Demokratie", sagte Gabriel am Donnerstag beim Jubiläums-Festakt in Leipzig. Trotz einiger Fehler sei die Partei "die demokratische Konstante in der deutschen Geschichte". Angesichts der Globalisierung sei die Sozialdemokratie unverzichtbar. Ihre Aufgabe sei es, wirtschaftlichen Erfolg, soziale Sicherheit und ökologische Verantwortung zusammenzubringen, obwohl in der jetzigen
Wirtschaftsordnung der Platz für soziale und ökologische Spielregeln zu fehlen scheine.
Die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) durch Ferdinand Lassalle am 23. Mai 1863 in Leipzig gilt als offizielle Geburtsstunde der deutschen Sozialdemokratie. 1869 gründete sich zudem die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands, die 1875 in Gotha mit dem ADAV zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD) vereinigt wurde. 1890 benannte sie sich in Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) um.
dpa/sd - Bild: Robert Michael (afp)