Extremisten haben den Irak am Montag erneut mit einer blutigen Terrorwelle überzogen. Polizei und Krankenhausärzte zählten insgesamt mindestens 71 Tote vor allem in schiitischen Wohngebieten. Dazu kamen Hunderte Verletzte.
Alleine in Bagdad seien sechs Autobomben explodiert, berichtete die Polizei. Dazu kamen drei Autobomben in der vorwiegend von Schiiten bewohnten Hafenstadt Basra. In der westlichen Wüste wurden zudem die Leichen von 14 Entführten gefunden.
Spannungen werden angeheizt
Am Freitag waren bei politisch-religiös motiviertem Terror landesweit 79 Menschen ums Leben gekommen, am Samstag starben weitere Dutzende Menschen. Der schiitische Regierungschef Nuri al-Maliki und der sunnitische Parlamentspräsident Osama al-Nudschaifi heizten die Spannungen mit abfälligen Bemerkungen über das jeweils andere politische Lager an.
In der Nähe der nördlichen Stadt Tikrit detonierte eine Autobombe neben einem Bus mit schiitischen Pilgern. Acht von ihnen seien gestorben, darunter sechs Iraner, meldete der irakische Sender Sumeria TV. Bei den westlich von Ramadi gefundenen Leichen handelt es sich nach Angaben aus Sicherheitskreisen um Angehörige der Sicherheitskräfte sowie um Reisende, die von Geiselnehmern in den vergangenen Tagen in der Region verschleppt worden waren.
Spirale der Gewalt
Mit dem Konflikt zwischen den sunnitischen Parteien und Regierungschef Al-Maliki hat die Gewalt gegen Zivilisten in den vergangenen Monaten dramatisch zugenommen. Einige Sunniten plädieren inzwischen für die Gründung eines Autonomiegebietes im Westen des Landes. Allerdings liegen dort keine der bekannten großen Ölvorkommen des Iraks. Dies ist einer der Gründe, weshalb dieser Plan von mehreren sunnitischen Parteien abgelehnt wird.
Al-Maliki rief die Parlamentarier am Montag auf, nicht an einer Parlamentssitzung teilzunehmen, zu der Al-Nudschaifi für diesen Dienstag eingeladen hat. Er sagte, das Ziel dieser außerordentlichen Sitzung sei «eine weitere Eskalation». Al-Nudschaifi erklärte während eines Treffens mit einem britischen Diplomaten: «Die internationale Gemeinschaft muss eine klare Position zu dem, was im Moment vor sich geht, einnehmen.»
Angehörige der sunnitischen Minderheit fühlen sich von Al-Maliki und Teilen der Sicherheitskräfte diskriminiert. Sie fordern, dass ein Gesetz gelockert wird, mit dem man nach dem Sturz von Präsident Saddam Hussein 2003 ehemalige Funktionäre und hochrangige Offiziere kaltgestellt hatte.
dpa/rkr - Bild: Ramzi Al-Shaban (afp)