Nach wochenlanger Testpause hat Nordkoreas Militär an drei Tagen hintereinander Raketen von der Ostküste in Richtung Japanisches Meer abgeschossen und damit einmal mehr Besorgnis ausgelöst. Zwischen Samstag und Montag seien insgesamt sechs Geschosse mit kurzer Reichweite abgefeuert worden, zwei davon am Montag, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul mit. Das Präsidialamt Südkoreas warf dem kommunistischen Nachbarland vor, die Spannungen wieder zu verschärfen.
Das nordkoreanische Regime wies die Kritik zurück und sprach von regelmäßigen Militärübungen, um die eigene Verteidigungsfähigkeit auszubauen. Solche Übungen seien das legitime Recht jedes souveränen Landes, wurde das Sekretariat des Komitees für eine Friedliche Wiedervereinigung Koreas von den Staatsmedien zitiert. Nordkoreas Volksarmee testet regelmäßig Raketen von kurzer Reichweite.
Angespannte Lage seit Februar
Die Lage in der Region gilt seit dem dritten nordkoreanischen Atomtest im Februar als stark angespannt. Angesichts der Ausweitung von UN-Sanktionen hatte Pjöngjang mehrfach Kriegsdrohungen gegen Südkorea und die USA ausgestoßen. Zuletzt hatte Nordkorea seine Kriegsrhetorik etwas zurückgefahren.
Die jüngsten nordkoreanischen Raketenstarts folgten wenige Tage nach der Beendigung gemeinsamer südkoreanisch-amerikanischer Marinemanöver im Japanischen Meer. Alle Geschosse fielen nach Angaben aus Seoul ins Meer. Um welche Art es sich genau handelte, war unklar. Militärs vermuteten, dass Boden-Boden-Raketen mit Reichweiten von 120 bis 160 Kilometern oder eine neue Art von Raketen abgefeuert wurden.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte Pjöngjang auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Ich hoffe, dass Nordkorea von weiteren derartigen Handlungen absieht", sagte er der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti.
Südkoreas Vereinigungsministerium sprach von "provokativen Handlungen". "Ganz gleich, ob es Tests waren oder eine militärische Demonstration, Nordkorea sollte keine Handlungen unternehmen, die Spannungen erzeugen", wurde der Leiter des nationalen Sicherheitsbüros in Seoul, Kim Jang Soo, von einer Sprecherin zitiert.
China will von Nordkorea verschleppte Fischer zurück
Unterdessen setzt China sich in Nordkorea für die Freilassung verschleppter chinesischer Fischer ein. "Die zuständigen Behörden auf beiden Seiten sind in engem Kontakt", sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Montag in Peking. Das Schiff aus der nordostchinesischen Hafenstadt Dalian war laut chinesischen Medien bereits am 5. Mai mit 16 Mann Besatzung verschleppt worden. Die Kidnapper verlangten demnach vom Eigentümer des Bootes ein Lösegeld von 600.000 Yuan (rund 76.000 Euro).
"Wir werden unsere Bemühungen fortsetzen, damit das Thema möglichst zeitnah gelöst wird", zitierte die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua einen Vertreter der chinesischen Botschaft in Pjöngjang. "Ich bin am meisten um das Wohl der 16 Seeleute besorgt", sagte der Botschaftsmitarbeiter der Zeitung "Global Times". Das Boot habe genug Lebensmittel für 20 Tage geladen, aber die Vorräte müssten bald zur Neige gehen.
Wandel in den Beziehungen zwischen China und Nordkorea
Beobachter werteten den Fall als Indiz für einen Wandel in den Beziehungen zwischen China und Nordkorea. Ähnliche Fälle kämen häufig vor, aber nun werde öfter darüber berichtet, sagte Cui Zhiying vom Korea-Forschungszentrum der Tongji Universität in Shanghai der "Global Times". Der Schiffsbesitzer erzählte der Zeitung, dass die Kidnapper vermutlich vom nordkoreanischen Militär stammten.
Der Asienforscher Jin Qiangyi von der Yanbian University erzählte "Global Times", dass China in der Vergangenheit diese Zwischenfälle möglichst im Stillen geregelt habe. Das hätten Nordkoreaner jedoch bewusst ausgenutzt. Die Regierung müsse nun deutlich auf die Aktionen aus dem Nachbarland antworten und die Sicherheit der eigenen Bevölkerung schützen, damit sich ähnliche Fälle in Zukunft nicht wiederholten.
Im Mai 2012 waren bereits 29 Fischer von Kidnappern aus Nordkorea entführt worden. Sie kamen nach Vermittlung der chinesischen Regierung wieder frei. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern gelten seit dem jüngsten Atomtest Nordkoreas als angespannt.
dpa/mh - Bild: kcna/afp