Die Gewalt im nordafghanischen Einsatzgebiet der Bundeswehr reißt nicht ab. Einen Tag nach dem Beschuss von Bundeswehrsoldaten in der Nähe von Kundus riss am Montag ein Selbstmordattentäter in der benachbarten Provinz Baghlan elf Menschen mit in den Tod. Das teilten die Polizei und ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Afghanistan sowie die Bundeswehr mit.
Die deutschen Soldaten seien bei dem Beschuss mit Handwaffen und Mörsern unverletzt geblieben, erklärte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr. Auch zivile Opfer habe es nicht gegeben, als Aufständische die Soldaten im Polizeihauptquartier des Distriktes Char Darah, etwa zehn Kilometer südwestlich von Kundus, am Sonntagabend unter Beschuss nahmen. In etwa einem halben Jahr soll die Bundeswehr aus der Region abziehen, schon jetzt sind afghanische Armee und Polizei für die Sicherheit dort zuständig.
In der Nachbarprovinz Baghlan, die ebenfalls zum Einsatzgebiet der Bundeswehr gehört, sprengte sich am Montag ein Selbstmordattentäter in die Luft. Dabei tötete er den Chef des lokalen Rates, drei seiner Leibwächter und sieben Zivilisten, wie ein Sprecher des Gesundheitsministeriums sagte. Zudem wurden mehrere Menschen verletzt, als der Attentäter laut Polizei seine Sprengstoffweste am Eingang des Provinzrates zündete. Zunächst übernahm niemand die Verantwortung für die Tat.
Der getötete Politiker Mohammad Rasoul Mohseni, einst selbst Kriegsherr, war ein einflussreicher Gegner der Taliban in der Region. Er führte eine Versammlung aus Stammesältesten und Politikern in der Unruheprovinz Baghlan. Dort hatten Taliban-Kämpfer Anfang Mai einen Elite-Soldaten des deutschen Kommandos Spezialkräfte (KSK) getötet.
Bereits am Samstag waren bei einem Bombenanschlag im Westen Afghanistans vier afghanische Soldaten getötet worden. Ein Fahrzeug der Armee sei in der Provinz Farah auf einen Sprengsatz gefahren, teilte das afghanische Verteidigungsministerium mit. In einem weiteren Distrikt derselben Provinz wurde der Polizeichef von Farah von Taliban-Milizen erschossen. Ein Sprecher der Provinzregierung sagte, zwei Männer auf Motorrädern hätten am Freitagabend das Feuer auf das Fahrzeug des Polizeichefs eröffnet und seien dann geflüchtet.
dpa/rkr - Bild: Mohammad Jahesh (afp)