Der Unglückskapitän der "Costa Concordia", Francesco Schettino, strebt ein neues Beweissicherungsverfahren zu der Havarie des Kreuzfahrtschiffes an. "Nur damit kann man die Fakten und die Wahrheit sicherstellen", sagte Schettino am Freitag nach einer Voranhörung in Grosseto. Eine solche neue Beweissicherung würde einen Prozess um die Unglücksnacht vom Januar 2012 weiter verzögern.
Von der Staatsanwaltschaft schwer beschuldigt, will Schettino eine öffentliche Debatte über die Havarie. Er bekräftigte, es sei seiner Erfahrung zu verdanken, dass 4000 Passagiere das gekenterte Schiff sicher verlassen konnten. Dagegen wird ihm von den Staatsanwälten vorgeworfen, während der Evakuierung von Bord gegangen zu sein.
Schettinos Anwalt beantragte in der Voranhörung, bei einer ergänzenden Beweisaufnahme unter anderem auf ein mangelhaftes Funktionieren der Schotten und des Notgenerators sowie auf Fehler des Steuermanns kurz vor dem Schiffbruch näher einzugehen. Bei dem Unglück starben 32 Menschen.
"Das Kentern des Schiffes war nicht ursächlich die Schuld des Kapitäns", hatte der Anwalt Francesco Pepe zuvor erklärt. Zu der Havarie der "Costa Concordia" vor der toskanischen Insel Giglio hatte es bereits im Oktober 2012 einen Beweissicherungstermin in Grosseto gegeben. Dabei richtete sich das Hautaugenmerk auf Kapitän Schettino.
Schettino wolle keinen verkürzten Prozess für sich beantragen, hatte sein Verteidiger bereits am Donnerstag erklärt. Demnach würde es ein normales Verfahren samt öffentlicher Beweisaufnahme gegen ihn geben, wenn das Gericht beschließt, ihm den Prozess zu machen. Mit den fünf weiteren Beschuldigten hatte sich die Anklage auf Absprachen über das Strafmaß verständigt, um sie ohne Beweisaufnahme verurteilen zu können. Das Gericht entscheidet am 8. Juli, ob es dies zulässt.
dpa - Bild: Vincenzo Pinto (afp)