Die USA und Russland dringen auf eine Verhandlungslösung beim blutigen Konflikt in Syrien. US-Außenminister John Kerry sagte bei einem Besuch in Stockholm, dies sei "der beste Weg" mit Blick auf Moral wie auf Praktikabilität.
Kremlchef Wladimir Putin und der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprachen sich bei einem Treffen in Russland für eine sofortige Waffenruhe in Syrien aus. Alle Konfliktparteien müssten schnell an den Verhandlungstisch, sagte Putin in der Schwarzmeerstadt Sotschi.
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will im Laufe der Woche mit US-Präsident Barack Obama über die Lage in Syrien beraten. Am Samstag waren zwei Autobomben in der türkischen Stadt Reyhanli an der Grenze Syrien explodiert und hatten mindestens 51 Menschen getötet. Ankara hatte erklärt, der Doppelanschlag sei von linksextremen Türken mit Kontakten zum syrischen Geheimdienst begangen worden.
Politischen Nutzen aus Explosionen in Reyhanli ziehen
Der syrische Informationsminister Omran al-Soabi warf der türkischen Regierung vor, sie versuche, politischen Nutzen aus den Explosionen in Reyhanli zu ziehen. Er sagte am Dienstag in Damaskus: "Wir haben nichts gegen eine gemeinsame, transparente Untersuchung der Vorfälle durch die zuständigen Behörden beider Staaten."
Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die blutigen Bombenanschläge. In einer Mitteilung der Vereinten Nationen hieß es am Montag (Ortszeit) in New York, das höchste Gremium der UN betone erneut, dass der Terrorismus in allen Formen eine der schlimmsten Bedrohungen für den Frieden und die Sicherheit sei. Unterdessen stieg die Zahl der in der Türkei Festgenommenen auf 13 Verdächtige.
Erdogan mahnte am Dienstag zur Ruhe und verteidigte die Unterstützung seiner Regierung für die syrischen Aufständischen gegen Kritik der Opposition. Die Türkei stehe an der Seite der Opfer, sagte er. Erdogan wollte noch am Dienstag zu einem Besuch in die USA abfliegen.
Lösung durch eigene militärische Erfolge
US-Außenminister Kerry sagte in Stockholm, er glaube nicht, dass der syrische Präsident Baschar al-Assad auf eine Lösung durch eigene militärische Erfolge setze. "Der russische Außenminister Lawrow hat mich informiert, dass Assad ihm schon Namen für bevorstehende Verhandlungen genannt hat", sagte Kerry.
Er ging bei der kurzen Pressekonferenz nicht auf die Debatte über den möglichen Einsatz chemischer Kampfstoffe in Syrien ein. Sichere Beweise dafür sind von US-Präsident Barack Obama als Auslöser eines möglichen direktes Eingreifen Washingtons in den Konflikt genannt worden.
Kremlchef Putin warnte der Agentur Interfax zufolge: "Bei einer Fortsetzung des bewaffneten Konflikts drohen dem Land und der ganzen Region böse Konsequenzen." Nur ein schneller Übergang zu einer politischen Lösung könne das "düsterste Szenario" verhindern.
Der syrische Oppositionelle Haitham al-Maleh sagte dem Nachrichtensender Al-Arabija, in der aktuellen Lage sei an Verhandlungen nicht zu denken. Der Nachrichtensender Al-Arabija meldete, in Jordanien solle in der kommenden Woche ein weiteres Treffen der sogenannten Kontaktgruppe der Freunde Syriens stattfinden.
Aktivisten berichteten, am Vortag seien landesweit 130 Menschen getötet worden, darunter 26 Zivilisten. Am Dienstag zählten die Revolutionskomitees 28 Tote.
Syrischer Rebell schneidet Soldat Herz heraus - Opposition entsetzt
Die Kriegsverbrechen in Syrien erinnern immer mehr an Szenen aus einem Horrorfilm. Die Opposition distanzierte sich am Dienstag von einem Kämpfer, der in einem Video festgehalten hat, wie er die Leiche eines Soldaten aufschlitzt. Anschließend reißt er dem Toten das Herz und die Leber aus dem Leib und tut so, als würde er in das Herz beißen. Bei dem Kämpfer soll es sich um Chalid al-Hamad alias Abu Sakkar aus der Stadt Homs handeln, einem Kommandeur der Omar-al-Faruk-Brigade.
Der Rebell beschimpft, während er die Leiche schändet, die religiöse Minderheit der Alawiten, der auch Präsident Baschar al-Assad angehört. Unklar blieb, wann und wo das Video entstand.
Die Nationale Syrische Koalition erklärte in Istanbul: "Sollte sich herausstellen, dass die Aufnahme und die Identität des Täters echt sind, so ist dieses Verhalten abzulehnen." Ein Verbrechen bleibe ein Verbrechen, unabhängig davon, wer es verübt. Der Täter müsse vor Gericht gestellt werden. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte zuvor erklärt, es sei nicht genug, derartige Verbrechen zu verurteilen. Die Täter müssten auch bestraft werden. Keine Bestätigung gab es für Berichte regimetreuer Kräfte, wonach Al-Hamad inzwischen getötet worden sein soll.
dpa/sd - Bild: Maxim Shipenkov (afp)