UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat besorgt auf Berichte über israelische Luftangriffe auf Ziele in Syrien reagiert. "Die Vereinten Nationen kennen keine Einzelheiten der berichteten Ereignisse und können auch nicht unabhängig überprüfen, was passiert ist", sagte Ban in New York.
Er rief alle Seiten zu höchstmöglicher Ruhe und Zurückhaltung auf, um eine weiter Eskalation des bereits jetzt "verheerenden und sehr gefährlichen" Konflikts zu verhindern.
Israelische Kampfflugzeuge haben nach Medienberichten am Sonntag ein militärisches Entwicklungszentrum in der syrischen Hauptstadt Damaskus angegriffen. Ziel des Luftschlags soll eine Lieferung iranischer Raketen an die libanesische Hisbollah-Miliz gewesen sein.
Die syrische Seite sprach von einer "Kriegserklärung" und drohte mit Vergeltung. Israel rüstete sich für mögliche Gegenangriffe und verlegte Flugabwehrraketen an seine Nordgrenze.
Erster israelischer Angriff dieser Dimension
Die syrische Regierung wertete die Luftschläge als ersten israelischen Angriff dieser Dimension seit Beginn der Krise in dem arabischen Land vor rund zwei Jahren. Syrien und Israel befinden sich offiziell im Kriegszustand. Allerdings war es unter dem Assad-Regime an der schwer bewachten Grenze jahrelang ruhig geblieben.
Das syrische Außenministerium schickte laut staatlicher Nachrichtenagentur Sana ein Schreiben an den UN-Sicherheitsrat und an UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Wenn Israel seine Angriffe fortsetze, werde das die Spannungen in der Region erhöhen, zitierte Sana aus dem Brief. Dies könne zu einem Krieg führen, der Frieden und Sicherheit in der Region wie auch auf der ganzen Welt bedrohe. Der UN-Sicherheit müsse nun seiner Verantwortung gerecht werden und die israelischen Angriffe stoppen.
Israel äußerte sich zunächst nicht dazu. Allerdings stationierte die Armee zwei Raketenabwehrsysteme im Norden des Landes. Eine Militärsprecherin sagte, zwei Batterien des Systems "Iron Dome" (Eisenkuppel) seien in Position gebracht worden. Es handele sich um eine Routinemaßnahme, die nach "operativen Einschätzungen" erfolgt sei.
Die Regierung in Jerusalem will verhindern, dass chemische Kampfstoffe und moderne Raketen in die Hände des Erzfeinds Hisbollah fallen. Zuletzt verschärfte Israel Warnungen an Damaskus, solche Waffenlieferungen würden als "rote Linie" angesehen. Notfalls müsse die israelische Armee in Syrien eingreifen, um dies zu verhindern.
China mahnt zum Gewaltverzicht nach Israels Angriff auf Syrien
Nach Israels massivem Luftangriff in Syrien hat China zum Gewaltverzicht aufgerufen. "Wir sind gegen den Einsatz von Gewalt und wir sind der Meinung, dass die Souveränität eines jeden Staates respektiert werden soll", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Hua Chunying, am Montag in Peking.
China rufe alle Parteien auf, den Frieden und die Stabilität in der Region zu wahren und jegliche Handlung zu vermeiden, die die Lage weiter eskalieren könnte. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wurde am Montag in Shanghai erwartet und ist am Mittwoch zu Gesprächen mit der chinesischen Führung in Peking.
EU sieht Lage in Syrien "mit großer Sorge"
Die Europäische Union hat sich nach israelischen Luftschlägen gegen Syrien besorgt über die Lage in Syrien gezeigt, jedoch eine Verurteilung Israels vermieden. "Wir sehen mit großer Sorge die jüngsten Ereignisse in und um Syrien herum, die die Region in einen zunehmend gewaltsamen und sich ausweitenden Konflikt zu ziehen drohen", sagte ein Sprecher der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton am Montag in Brüssel.
"Wir fordern alle Beteiligten auf, nichts zu tun, was die ohnehin schon sehr fragile Lage in der Region verschärfen könnte", formulierte er. "Wir wollen eine Eskalation und ein Überschwappen des Konflikts vermeiden." Es gebe keine Änderung der EU-Position, die bisher ein militärisches Eingreifen stets ablehnte: "Wir fordern alle Beteiligten auf, eine politische Lösung zu finden."
dpa/sh - Bild: Stan Honda (afp)