Gut zwei Wochen nach dem Terroranschlag von Boston hat die Polizei drei verdächtige Studenten festgenommen. Laut Gerichtsunterlagen handelt es sich um Freunde des mutmaßlichen Bombenlegers Dschochar Zarnajew. Alle drei jetzt Festgenommenen sind 19 Jahre alt. Zwei Männern aus Kasachstan wird vorgeworfen, nach der Attacke bei dem Marathon Beweismaterial aus dem Zimmer des Tatverdächtigen beiseitegeschafft zu haben. Der dritte, ein US-Amerikaner, soll Falschaussagen gegenüber den Ermittlern gemacht haben. Sie werden aber keiner direkten Tatbeteiligung beschuldigt.
Bei dem Anschlag am 15. April waren drei Menschen getötet und weit über 200 verletzt worden. Dschochar Zarnajew (19) war wenige Tage nach dem Anschlag schwer verletzt gefasst worden und sitzt in Haft. Sein Bruder Tamerlan (26) wurde bei einer Verfolgungsjagd von der Polizei erschossen. Beide haben Wurzeln in Tschetschenien.
Festgenommene Kasachen kommen am 14. Mai vor Gericht
Die beiden in Boston festgenommenen kasachischen Studenten stehen nach Angaben der Ex-Sowjetrepublik am 14. Mai erstmals in den USA vor Gericht. Dabei handele es sich um eine Anhörung, teilte das Außenministerium in Astana am Donnerstag mit. Die Behörde betonte, den 19-Jährigen werde keine Verwicklung in den Anschlag auf den Boston-Marathon mit drei Toten und mehr als 200 Verletzten vorgeworfen. Sie würden konsularisch betreut.
Die Studenten seien mittlerweile in ein US-Bundesgefängnis überstellt worden und arbeiteten mit den Ermittlern zusammen, hieß es in der Mitteilung. Die jungen Männer sollen absichtlich einen Laptop und einen Rucksack mit Feuerwerkskörpern aus dem Zimmer des mutmaßlichen Attentäters Dschochar Zarnajew entfernt haben. Sie hätten ihrem Freund damit vor Ärger bewahren wollen, nachdem sie sein Fahndungsfoto gesehen hätten, meint die Staatsanwaltschaft. Ihnen könne eine Gefängnisstrafe bis zu fünf Jahren drohen. Wegen angeblicher Verstöße gegen US-Einwanderungsgesetze müssen sie sich zudem am 9. beziehungsweise 22. Mai vor Gericht verantworten.
Maximale Haftstrafe von acht Jahren für Amerikaner
Der Amerikaner soll Ermittler angelogen haben, wofür sogar eine maximale Haftstrafe von acht Jahren angesetzt werden kann. Beide Fälle werden getrennt behandelt. Darauf wies auch sein Anwalt deutlich hin. Die Verteidiger der beiden anderen Verdächtigen wiesen die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft weitgehend zurück. Ihre Klienten seien geschockt über den Anschlag in Boston und wollten, dass die Wahrheit herauskomme.
Nach den weiteren Festnahmen versuchte die Bostoner Polizei, die Bevölkerung zu beruhigen. Es bestehe keine Gefahr, teilte sie per Kurznachrichtendienst Twitter mit. Nach bisherigen Ermittlungen handelten die beiden Brüder allein, ohne direkten Kontakt zu islamistischen Terrorgruppen.
Unterdessen vernahmen FBI-Agenten die Witwe des getöteten Tamerlan Zarnajew. Die Frau sei 90 Minuten lang im Haus ihrer Eltern in Rhode Island vernommen worden, sagte Ermittler Jason Pack der "Washington Post". Laut "New York Times" soll geprüft werden, ob die Frau - wissentlich oder nicht - Beweismittel vernichtet haben könnte oder den Anschlag vom 15. April sogar mitplante. Die Frau bestreitet laut ihrem Anwalt Amato DeLuca jegliche Beteiligung an der Tat.
dpa/sh - Bild: ho/afp