Europas größter Autobauer Volkswagen überdenkt im Sog der europäischen Absatzkrise seine Personalstärke. Die Standorte auf dem Heimatkontinent einzuschränken, steht nach den Worten von VW-Chef Martin Winterkorn aber nicht zur Debatte. "Wir werden aus Europa keine Kapazitäten abziehen, sondern werden die Kapazitäten in Europa erhalten", sagte er in einem Fernsehinterview mit dem Österreichischen Rundfunk am Freitagabend.
Auch über eine Reduzierung der Kernbelegschaft wird demnach nicht nachgedacht. "Stammpersonal ist sicher ein Thema, wo wir festhalten werden. Über die Leihkräfte werden wir nachdenken müssen", sagte Winterkorn.
2012 war in Westeuropa, einem VW-Kernmarkt, das schlechteste Autojahr seit mehr als zwei Dekaden. Und während Europas Absatzmarkt derzeit weiter bergab rauscht, gibt VW in Asien Vollgas. Angesichts dieser Entwicklung müssten nun daheim alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um zu sparen. "Nachdem wir einen Großteil unserer Fabriken in Europa haben, müssen wir uns hier auf die Stagnation, vielleicht sogar einen Rückgang in Europa einstellen. Mit Flexibilität, mit allem, was wir im Köcher haben, um flexibel zu sein", kündigte Winterkorn an.
Wie seit kurzem bekannt, müssen bei VW in den USA 500 Leiharbeiter aus der Passat-Produktion im Werk Chattanooga (Tennessee) gehen. Auch in Deutschland hatten sich schon erste Krisenzeichen bemerkbar gemacht: In Emden fuhr VW zuletzt die Passat-Produktion zurück. Dort wurden der Weihnachtsurlaub und die Osterpause verlängert. Am Mittwoch hatte der DAX-Konzern in Eckzahlen zum ersten Quartal 2013 einräumen müssen, dass Betriebsergebnis und Überschuss eingebrochen waren.
Jedoch steht hinter diesen schlechten Nachrichten ein gewaltiger Basiseffekt: 2012 war bei Volkswagen das beste Jahr der Geschichte und auch aktuell steht VW vergleichsweise gut da. Ford, Opel oder Peugeot-Citroën wollen in Europa sogar einzelne Werke dichtmachen.
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