Auch der neunte Anlauf der EU-Vermittlung ist fehlgeschlagen: Nach 14-stündigen Verhandlungen haben sich Serbien und das Kosovo wieder nicht auf ein Abkommen zur Regelung ihrer Beziehungen einigen können. Beide Seiten schoben sich am frühen Donnerstagmorgen in Brüssel gegenseitig die Schuld für den Misserfolg zu. Die Positionen der Verhandlungspartner lägen bereits eng beieinander, beschrieb dagegen die EU-Außenbeaufragte Catherine Ashton die Lage.
Serbien habe die EU-Vorschläge für die Rechte seiner Landsleute in Nordkosovo abgelehnt, behauptete der Kosovo-Regierungschef Hashim Thaci. Belgrad lasse sich vom "Kopf und der Logik von Seselj" leiten. Der radikale serbische Nationalist Vojislav Seselj muss sich seit Jahren vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal verantworten. Ein serbischer Verhandlungsteilnehmer kritisierte Thaci, der bediene sich der "Logik eines Terroristen".
"Wir haben alle Vorschläge von Ashton akzeptiert, aber Thaci will Änderungen durchsetzen", sagte dagegen der serbische Regierungschef Ivica Dacic: "Es ist unwahr, das Belgrad das Abkommen ablehnt". Offensichtlich ist nach wie vor der Einfluss der serbischen Minderheit im fast nur noch von Albanern bewohnten Kosovo auf die Polizei und die Justiz strittig geblieben.
Eine Übereinkunft zwischen den beiden Nachbarn ist die Voraussetzung für ihre weitere Annäherung an die EU. Entscheidend ist dafür der Bericht von Ashton an die EU-Außenminister am kommenden Montag. Es blieben "noch ein paar Stunden", in denen Belgrad und Pristina doch noch zustimmen könnten, teilte Ashton mit. Ein Abkommen sei für Albaner und Serben ein Schritt in die Zukunft.
dpa/est - Archivbild: Alexander Klein (afp)