Die Explosion einer Düngemittelfabrik in Texas hat vermutlich Dutzende Menschen getötet. Mehr als 200 Menschen sollen verletzt worden sein. Die genaue Zahl der Opfer war auch am Donnerstagmorgen (Ortszeit), Stunden nach dem Unglück, noch unklar - ebenso wie die Ursache des Unglücks. Hinweise auf einen Anschlag gab es aber nicht.
Berichten des Fernsehsenders CNN zufolge bestätigten die Behörden der Stadt West mehrere Tote. Der Chef des lokalen Rettungsdienstes ging nach Berichten der Sender CNN und CBS von mindestens 60 Toten aus. "Das ist noch eine sehr ungenaue Schätzung, die ich von den Feuerwehrleuten bekommen habe. Wir wissen es noch nicht genau", sagte Rettungsdienst-Chef George Smith. "Zwei Notfallhelfer sind tot, das wissen wir, und es könnten auch drei Feuerwehrleute ums Leben gekommen sein."
Die Explosion geschah am Mittwochabend kurz vor 20:00 Uhr. Gewaltige Stichflammen schossen in den Himmel, wie auf Videobildern von Augenzeugen zu sehen ist. Dutzende Häuser wurden von der Wucht der Explosion zerstört. Unter den eingestürzten Gebäuden könnten noch Menschen eingeschlossen sein, befürchtete Smith. Am frühen Donnerstagmorgen durchkämmten Feuerwehrleute die zerstörten Gebäude.
Die Explosion soll noch im 75 Kilometer entfernten Waxahachie zu hören gewesen sein. Das Fabrikgebäude wurde vollständig zerstört, hieß es. Auf Fernsehbildern war eine riesige Rauchwolke zu sehen, Gebäude standen in Flammen. In der Fabrik war vor der Explosion ein Brand ausgebrochen, daher waren die Helfer bereits vor Ort.
DL Wilson, der Sprecher der texanischen Sicherheitsbehörde, war erschüttert von dem, was er in der Stadt West sah. "Es war gewaltig, genau wie im Irak... da war ein Gebäude mit ungefähr 50 Wohneinheiten - es stand da wie ein Skelett", schilderte Wilson Journalisten die Lage.
Bis zu 80 Häuser zerstört
Nach Angaben des Bürgermeisters von West wurden bei dem Unglück bis zu 80 Häuser zerstört. In einem Umkreis von fünf Blocks um die Fabrik habe es schwere Schäden gegeben, sagte Tommy Muska dem Nachrichtensender CNN. Betroffen seien auch eine Schule und ein Altenheim.
Muska konnte zur Zahl der Todesopfer noch keine genauen Angaben machen. "Es herrscht völliges Chaos", sagte Stadträtin Cheryl Marak dem Radiosender ABC News Radio. "Hier sind Rettungswagen, Feuerwehrautos und Polizei von überall."
Auf einem nahe der Fabrik gelegenen Sportplatz wurde ein Notfallzentrum eingerichtet. Krankenwagen, Hubschrauber, aber auch Autos und Lieferwägen brachten Verletzte in umliegende Kliniken. Ein Mitarbeiter eines Krankenhauses in Waco sagte, bislang wurden 66 Verletzte in die Klinik gebracht. 38 davon seien schwer verletzt.
Da sich auf dem Gelände noch ein zweiter Tank befinde, seien die Bewohner von West aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen, berichtete CNN. Etwa die Hälfte der 2800 Einwohner der Stadt in Osttexas in der Nähe von Waco wurden evakuiert. Auch die Hubschrauberpiloten seien angewiesen worden, wegen einer befürchteten zweiten Explosion eine Mindestflughöhe einzuhalten.
Zudem wurde befürchtet, dass sich infolge des Feuers giftige Dämpfe ausbreiten könnten. Die Rettungsarbeiten wurden am Donnerstagmorgen von starkem Wind behindert.
Im April vor zwanzig Jahren kam es in der etwa 30 Kilometer entfernten Stadt Waco ebenfalls zu einer Tragödie. Im Anwesen der Davidianer, einer Sekte, verbrannten 81 Menschen. Vermutlich hatten die Sektenmitglieder das Feuer selbst gelegt.
dpa/est - Bild: vrt