Der ehemalige iranische Atomchefunterhändler Hassan Rohani hat am Donnerstag seine Kandidatur für die Präsidentenwahl am 14. Juni bekanntgegeben. Rohani war Sekretär des nationalen Sicherheitsrats und gleichzeitig Chefunterhändler in den Atomverhandlungen mit dem Westen. Unter seiner Leitung hatte der Iran 2005 sein Urananreicherungsprogramm kurzfristig eingestellt.
In seiner ersten Rede kritisierte er die Atompolitik von Präsident Mahmud Ahmadinedschad. "Diplomatische Verhandlung ist eine Kunst und nicht jedermanns Sache", sagte Ruhani. Die Atomverhandlungen dürften nicht so geführt werden, dass das Land in eine politische und wirtschaftliche Krise gerate.
"Solange der Präsident UN-Resolutionen als unwichtige Papierschnipsel bezeichnet und finanzielle Sanktionen kleinredet, darf man sich auch nicht über die jetzige Lage wundern, wo das nationale Geld nur noch die Hälfte wert ist", sagte der 64-jährige Geistliche. "Das Land sollte mit Besonnenheit und Hoffnung geführt werden und nicht mit Paranoia und einer Hetzrhetorik, die uns an den Rand eine Krieges gebracht hat."
Ernsthafter Kandidat des reformorientierten Flügels
Rohani ist der erste ernsthafte Kandidat des moderaten und reformorientierten Flügels. Bis jetzt haben nur konservative Politiker ihre Kandidatur verkündet. Unklar ist, ob Rohani auch Spitzenkandidat der Reformer werden wird - oder ob doch der ehemalige Präsident Mohammed Chatami, wie von den der Mehrheit gefordert, für die Reformer ins Rennen gehen wird. Alle Kandidaten müssen sich vom 15. bis 21. April im Innenministerium registrieren lassen.
Kurz nach Ahmadinedschads Amtsantritt im Sommer 2005 war Rohani wegen diverser Meinungsverschiedenheiten mit dem Präsidenten zurückgetreten. Seitdem leitet er ein Zentrum für strategische Forschung. Er gilt unter Beobachtern als gewiefter Diplomat, mit dem der Westen weitaus einfacher verhandeln könnte als mit Ahmadinedschad.
dpa/est - Bild: Abedin Taherkenareh (epa)