Das nordkoreanische Regime hat wie angekündigt keine Arbeiter aus dem eigenen Land mehr in den grenznahen innerkoreanischen Gewerbepark in Kaesong gelassen. Die rund 53.000 nordkoreanischen Arbeiter seien nicht zur Arbeit in der Sonderwirtschaftszone erschienen, teilten das Vereinigungsministerium in Seoul sowie südkoreanische Firmenvertreter am Dienstag mit. Die Produktion in den Fabriken in dem Industriepark in der nordkoreanischen Stadt sei zum Erliegen gekommen.
Nach immer neuen Kriegsdrohungen gegen Südkorea hatte das Regime in Pjöngjang am Montag angekündigt, alle nordkoreanischen Arbeiter aus dem Kaesong-Komplex abzuziehen. Der Betrieb werde bis auf weiteres eingestellt. Der 2004 eröffnete Industriepark, in dem 123 südkoreanische Unternehmen produzieren, ist das letzte große Gemeinschaftsprojekt der beiden Länder. Formell befinden sich Süd- und Nordkorea seit dem Ende ihres Bruderkriegs (1950-53) noch immer im Kriegszustand.
Nordkorea rät Ausländern in Südkorea zur Abreise
Nach seinen Kriegsdrohungen hat Nordkorea allen in Südkorea lebenden Ausländern das Verlassen des Landes nahegelegt. "Wir wollen, dass den Ausländern in Südkorea im Falle eines Kriegs nichts passiert", hieß es am Dienstag in einer Erklärung des Asien-Pazifik-Friedenskomitees in Pjöngjang. Alle ausländischen Organisationen, Unternehmen und Touristen sollten sich über Schutzräume informieren und im Voraus Pläne zur Abreise zurechtlegen, wurde ein Sprecher des Komitees von den Staatsmedien zitiert.
Nordkorea unterstellte den USA und Südkorea erneut, einen Atomkrieg vorzubereiten. Sollte ein Konflikt auf der koreanischen Halbinsel ausbrechen, werde Nordkorea einen "gnadenlosen Vergeltungskrieg" führen. Die Ankündigung kam wenige Tage nach der Empfehlung Nordkoreas an ausländische Botschaften in Pjöngjang, die Botschaftsgebäude zu räumen. Trotz der Warnungen vor möglichen Gefahren waren die Diplomaten in Pjöngjang geblieben.
Das japanische Verteidigungsministerium bringt wegen der Bedrohung Raketenabwehrvorrichtungen in der Hauptstadt Tokio in Stellung. Eine PAC-3-Abschusseinheit wurde auf dem Gelände des Ministeriums im Stadtteil Ichigaya aufgestellt, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete. Südkorea vermutet, dass Nordkorea noch in dieser Woche eine Mittelstreckenrakete mit einer Reichweite von 3000 bis 4000 Kilometern von einer mobile Startrampe von der Ostküste starten wird.
Seit dem dritten Atomtest durch Nordkorea im Februar haben sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel deutlich verschärft. Nordkorea hatte angesichts der Ausweitung von UN-Sanktionen gegen das Land und südkoreanisch-amerikanischer Militärmanöver unter anderem den Waffenstillstandsvertrag von 1953 gekündigt.
dpa/sh - Bild: Lee Jin-man (afp)