Bei einem neuen Gewaltausbruch zwischen Christen und Muslimen in Ägypten ist am Sonntag wieder ein Mensch ums Leben gekommen. 29 weitere wurden verletzt, als am es am Rande einer Trauerfeier in der Kairoer Markuskathedrale, bei der vier am Vortag in der Provinz Kaljubija getöteten Kopten gedacht wurde, erneut zu Zusammenstößen kam. Ägyptens islamistischer Präsident Mohammed Mursi ordnete eine Untersuchung der Vorfälle an.
In einer Erklärung des Präsidenten vom Sonntagabend werden die Ägypter aufgefordert, alles zu unterlassen, "was die Sicherheit und den Zusammenhalt der Nation bedrohen könnte", wie die staatliche Zeitung "Al-Ahram" online berichtete. In einem Telefongespräch mit dem Papst der koptischen Kirche, Tawadros II., habe Mursi erklärt, jeder Angriff auf die Markuskathedrale sei wie ein Angriff auf ihn selbst, meldete das staatliche Fernsehen.
In der Kathedrale im Kairoer Stadtteil Abbassija wurde am Sonntag der vier Kopten gedacht, die tags zuvor bei Ausschreitungen in der Provinz Kaljubija zusammen mit einem muslimischen Jugendlichen ums Leben gekommen waren. Auslöser der Krawalle war ein Kreuz, das Kopten auf eine Mosche gemalt haben sollen.
Die Muslimbruderschaft und das renommierte Al-Azhar-Islam-Institut verurteilten die Gewalt und forderten Christen und Muslime zum Zusammenhalt auf.
Wie Augenzeugen berichteten, brach die Gewalt am Sonntagnachmittag aus, als wütende Teilnehmer der Trauerfeier begannen, Parolen gegen Mursis Regierung zu rufen. Daraufhin seien die Christen mit Schusswaffen, Brandsätzen und Steinen angegriffen worden.
In Ägypten leben etwa acht Millionen Kopten. Sie machen zehn Prozent der Bevölkerung aus. Immer wieder gibt es religiöse Unruhen zwischen Muslimen und Kopten, oft mit tödlichem Ausgang. Einer der heftigsten Gewaltausbrüche war im Oktober 2011: Bei Zusammenstößen in Kairo kamen 26 Menschen ums Leben, überwiegend Christen.
dpa/sh - Bild: str/afp