Cook Inseln und British Virgin Islands - das sind einige der Top-Adressen, wenn es darum geht, viel Geld vor der Steuer in Sicherheit zu bringen. Viele Superreiche tun das. Doch jetzt bringt ein anonymer Informant mit einem gigantischen Datensatz Licht in diese mitunter dunklen Geschäfte.
Die Datei, die in 46 Ländern gleichzeitig durch verschiedene Medien veröffentlicht wurde, soll 130.000 Namen von Anlegern aus 170 Ländern enthalten.
Offshore-Leaks: Nach Angaben von Le Soir sind über 100 Namen von Belgiern in den Dateien
Was ist eine Steueroase?
Als Steueroasen werden Länder bezeichnet, die keine oder nur sehr niedrige Steuern auf Einkommen oder Vermögen erheben - und Anlegern Anonymität und Diskretion versprechen. Besonders für Anleger, die in ihrem Heimatland höhere Steuersätze zahlen müssten, sind Steueroasen attraktiv. Die Staaten sind oft klein und wohlhabend, werden meist von stabilen Regierungen geführt und bemühen sich häufig um Investitionen aus dem Ausland. Außerdem garantieren sie Rechtssicherheit und wahren das Bankengeheimnis.
Um welche Länder geht es konkret?
Den jüngsten Enthüllungen ("Leaks") zufolge geht es vielfach um autonome Inselstaaten, weshalb häufig von "Offshore-Leaks" die Rede ist. Betroffen sein sollen etwa die Britischen Jungferninseln und Kaimaninseln in der Karibik, im Südpazifik die Cookinseln und Samoa, die im Indischen Ozean gelegenen Seychellen und das zu Malaysia gehörende Eiland Labuan sowie Hongkong, Singapur und Panama. Aber auch auf dem Festland, etwa in Luxemburg, sollen die Beschuldigten ihr Geld den Recherchen zufolge versteckt haben.
Wie funktionieren die Steuersparmodelle?
Eine der wichtigsten Voraussetzungen für diese Geschäfte ist Verschwiegenheit. Viele Steueroasen werben im Internet mit dieser Diskretion und locken so Anleger an, die ihr Kapital vor dem heimischen Fiskus verstecken wollen. Sie gründen oder kaufen für ihre Auslandsgeschäfte beispielsweise Tochterunternehmen, deren Gewinne im Niedrigsteuerland gehalten und wieder investiert werden. Oft erschweren komplexe Unternehmensgliederungen den Behörden die Ermittlungen.
Wie groß ist der Schaden?
Nach einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie verstecken Superreiche weltweit mindestens 21 Billionen US-Dollar (17 Billionen Euro) in Steueroasen, um dem Fiskus zu entgehen.
Wie können die Steuerschlupflöcher gestopft werden?
Mangels verbindlicher internationaler Abkommen fällt es den Strafverfolgern schwer, den illegalen Geschäften auf die Spur zu kommen. Auskünfte zu Banken oder den Eigentumsverhältnissen an Gesellschaften können ihnen verwehrt werden. Zwar hat die Wirtschaftsorganisation OECD einen internationalen Steuerstandard festgeschrieben, der vor allem den Austausch von Informationen über mögliche Betrüger umfasst. Diese Regeln werden aber nicht immer von allen Ländern eingehalten.
Von Johannes Schmitt-Tegge, dpa - Illustrationsbild: Tolga Bozoglu, epa