Der französische Präsident François Hollande verliert in der Bevölkerung drastisch an Vertrauen. Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage sind mittlerweile nur noch 27 Prozent der Franzosen der Ansicht, dass der Sozialist die Probleme des Landes lösen kann. Dies ist laut dem Meinungsforschungsinstitut TNS Sofres der niedrigste Wert, der jemals im elften Amtsmonat eines französischen Staatschefs registriert wurde.
Hollande steht vor allem wegen miserabler Wirtschaftsdaten und steigender Arbeitslosenzahlen unter Druck. Hinzu kommt der Schwarzgeldkonten-Skandal um den zurückgetretenen Budgetminister Jérôme Cahuzac. Dessen ganzes Ausmaß wird sich nach Angaben von TNS Sofres aber erst in der nächsten Befragung zeigen. Die jüngste Umfrage wurde vor dem öffentlichen Geständnis Cahuzacs am Dienstag durchgeführt. Der Spitzenpolitiker hatte die seit Dezember 2012 existierenden Vorwürfe bis dato bestritten.
Am Donnerstag gab es für Hollande eine neue Hiobsbotschaft: Nach Cahuzac gerät nun auch sein früherer Wahlkampfmanager Jean-Jacques Augier unter den Verdacht zwielichtiger Finanzgeschäfte. Nach Informationen der Tageszeitung "Le Monde" (Donnerstag) besitzt der 59-Jährige über seine Holding Eurane Anteile an zwei Unternehmen auf den Kaimaninseln. Das britische Überseegebiet gilt als "Schweiz der Karibik". Hollande hatte Steuerflüchtlingen den Kampf angesagt.
In einer ersten Stellungnahme verteidigte Augier die Investition auf den Kaimaninseln als vollkommen legal. Sie sei über eine Gesellschaft getätigt worden, die seine China-Geschäfte verwalte. Er habe weder ein eigens Konto auf der Inselgruppe, noch persönlich dort Geld angelegt, sagte der im Buchhandel- und Verlagsgeschäft tätige Unternehmer. In Hollandes Wahlkampfteam war Augier für die Finanzen zuständig. Er gilt bis heute als Vertrauter des Sozialisten.
dpa/est - Archivbild: Philippe Wojazer (afp)