Im Missbrauchs-Prozess gegen den Gründer eines französischen Alternativpädagogik-Projekts hat ein Pariser Gericht den Therapeuten zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Das Geschworenengericht erklärte Léonide Kameneff für schuldig, sich in den 1980er und 90er Jahren an mindestens fünf Kindern vergangen und sie auch vergewaltigt zu haben.
Kameneff habe sich am letzten Prozesstag am Freitag bei jenen entschuldigt, "denen er weh getan habe", berichtete "Le Nouvel Observateur" auf seiner Online-Ausgabe.
Der 76-jährige Kameneff hatte das Projekt "Ecole en bateau" im Jahr 1969 gegründet. Kinder und Jugendliche sollten auf den Fahrten unter ganz besonderen Bedingungen lernen können. Bis 2002 sollen 400 Schüler an den monatelangen Reisen teilgenommen haben. Die Teilnehmer seien zwischen 10 und 15 Jahre alt gewesen, wie die Internetausgabe der französischen Tageszeitung "Le Monde" berichtete. Dem Prozess lagen die Klagen von neun Teilnehmern zugrunde, die zwischen 1981 und 1994 an den Segelexkursionen teilgenommen hatten und heute zwischen 33 und 46 Jahre alt sind.
Der Ex-Therapeut hatte seine Taten im Prozess mit der extrem freiheitlichen Ideologie der 1960er und 70er Jahre begründet und eine pädophile Gesinnung abgestritten. Die letzte Reise der Organisation "Schule auf dem Schiff" endete erst 2002, nachdem es bereits 1994 eine erste Anzeige wegen sexuellen Missbrauchs gegeben hatte.
Neben Kameneff wurden in dem Prozess zwei seiner Mitarbeiter verurteilt. Der eine von ihnen erhielt fünf Jahre Haft auf Bewährung, der andere sechs Jahre Haft ohne Bewährung.
dpa - Bild: Patrick Kovarik (afp)