Zypern plant einen neuen Anlauf zur Lösung der dramatischen Bankenkrise. Präsident Nikos Anastasiades will am Donnerstag den Parteivorsitzenden Zyperns eine neue Version des Rettungsprogramms vorlegen. Wie mehrere Politiker am späten Mittwochabend im zyprischen Fernsehen sagten, könnte - vorausgesetzt dass es zu einer Einigung kommt - schon am Donnerstagabend im zyprischen Parlament darüber abgestimmt werden.
Der zyprische Präsident will den Informationen zufolge unter anderem eine "gemilderte" Zwangsabgabe für Bankeinlagen vorschlagen. Summen unter 100.000 Euro würden dabei nicht angetastet, berichteten einige Politiker. Andere meinten, diese Einlagen sollen mit drei Prozent belastet werden.
Der ursprüngliche Rettungsplan, der mit den Euro-Ländern und dem Internationalen Währungsfonds ausgearbeitet wurde, sah eine Abgabe von 6,75 Prozent auf Einlagen unter 100.000 Euro und 9,9 Prozent auf höhere Summen vor. Das sollte 5,8 Milliarden Euro einbringen. Das Hilfsprogramm wurde vom zyprischen Parlament aber abgelehnt.
Die seit vergangenen Samstag geschlossenen zyprischen Banken bleiben vorerst weiter dicht. Wie die zyprische Zentralbank am Mittwoch mitteilte, bleiben die maroden Geldhäuser auch am Donnerstag und Freitag geschlossen. Die Entscheidung liege im allgemeinen Interesse, hieß es zur Begründung. Da am Montag Nationalfeiertag ist, werden die Institute damit nicht vor Dienstag kommender Woche wieder öffnen. Hintergrund ist die Angst vor einem Ansturm der Kunden auf die Bankschalter.
Hilfe aus Russland?
Die Hoffnungen ruhen auch auf Hilfe aus Russland. Finanzminister Michalis Sarris wollte länger als geplant in Moskau bleiben, um über Hilfen zu verhandeln. Die Gespräche mit russischen Regierungsvertretern sollten am Donnerstag fortgesetzt werden, meldete die Finanznachrichtenagentur Prime unter Berufung auf Verhandlungskreise. Erste Gespräche mit Finanzminister Anton Siluanow sowie Vize-Regierungschef Igor Schuwalow seien ergebnislos verlaufen. Auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso befindet sich zu Gesprächen in der russischen Hauptstadt.
An den Finanzmärkten liefen am Mittwoch die Spekulationen heiß, dass russische Investoren bei der Popular Bank einsteigen wollten und damit den Finanzbedarf des Inselstaates schlagartig um vier Milliarden Euro verringern würden. Das wurde von der Regierung Zyperns jedoch umgehend dementiert.
Aus zyprischen Regierungskreisen hieß es stattdessen, dass Zentralbank und Regierung die Sanierung der Bank of Cyprus und der Popular Bank selbst in Angriff nehmen wollten. Wie das Staatsfernsehen berichtete, sollen nach dem Vorbild der Bankensanierung in anderen Euro-Krisenländern der "gesunde" Teil in eine neue Bank übergehen und die maroden Teile, in einer sogenannten Bad Bank gebündelt werden.
dpa/vrt/rtbf/jp - Bild: Yiannis Kourtoglou (afp)