Wieder blickt die Welt auf Rom: Mit Staatsgästen aus aller Welt feiert der neue Papst Franziskus an diesem Dienstag seine offizielle Amtseinführung. Vatikansprecher Federico Lombardi sagte vor Journalisten im Vatikan, allein am Petersplatz würden etwa 250.000 Pilger erwartet. Bevor die eigentliche Feier beginnt, will Franziskus, das neue Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken weltweit, einmal um den Petersplatz fahren - auch das eine Premiere, wie italienische Medien betonten.
Bis Montag hätten sich bereist 130 internationale Delegationen angesagt, sagte Lombardi. Unter den Gästen sind die argentinische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner aus dem Heimatland des Papstes und US-Vizepräsident Joe Biden. Auch Spitzenvertreter von internationalen Organisationen, Religionsgemeinschaften und Orden wollen teilnehmen.
Erst Gebet am Petrus-Grab
Die Zeremonie beginnt mit einem Gebet am Petrus-Grab unter dem Papstaltar im Petersdom. Dabei wird Franziskus von anderen Würdenträgern begleitet, unter ihnen auch Spitzen der Ostkirchen. In einer feierlichen Prozession geht es dann hinaus auf den Petersplatz. Dort erhält der Argentinier Jorge Mario Bergoglio die päpstlichen Insignien - den Fischerring und das Pallium, eine Art Schärpe. Die rund zweistündige Messe feiern alle in Rom anwesenden Kardinäle sowie hunderte andere Geistliche zusammen mit dem Papst.
Der Fischerring des neuen Papstes ist nach Angaben von Lombardi aus vergoldetem Silber. Abgebildet sei Petrus mit den Schlüsseln. Alle Päpste sind nach katholischer Glaubenslehre direkte Nachfolger des Apostels Petrus. Nach dem Matthäus-Evangelium wurde er von Jesus als erster Kirchenführer eingesetzt: "Du bist Petrus, der Fels, auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen (...). Ich werde Dir die Schlüssel des Himmelreiches geben." Der Name leitet sich ab vom griechischen Petros, Fels. In mittelalterlichen Darstellungen des Jüngsten Gerichts öffnet Petrus das Himmelstor zum Paradies. Rote Kreuze auf dem Pallium erinnern an das Martyrium von Jesus Christus am Kreuz.
Beobachter weisen immer wieder auf den neuen Stil des 76-Jährigen hin. Bescheiden und humorvoll präsentierte sich Franziskus dem Kirchenvolk. Weltweit Schlagzeilen machte er mit seiner Forderung, er wolle eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen. Durch mehr Barmherzigkeit werde die Welt weniger kalt.
Der Papst ernennt Bischöfe und Kardinäle, verkündet für alle Gläubigen verbindliche Dogmen und beruft Konzile ein. Dem Dogma der Unfehlbarkeit gemäß kann der Papst in Glaubens- und Sittenfragen unfehlbare Lehraussagen treffen. Seine offiziellen Titel lauten: Bischof von Rom, Stellvertreter Christi, Nachfolger des Fürsten der Apostel, Patriarch des Abendlandes, Primas von Italien, Souverän des Vatikanstaates und "Servus Servorum" (lateinisch für Diener der Diener Gottes). Als "Pontifex Maximus" - "oberster Brückenbauer" - ist er auch Symbol für die Verbindung von Kulturen, Völkern und Religionen. Ehrentitel und Anrede des Papstes ist "Heiliger Vater".
Mugabe nach Rom zur Papst-Amtseinführung
Der Präsident von Simbabwe, Robert Mugabe, ist am Sonntag trotz des Einreiseverbots der Europäischen Union nach Rom zur Amtseinführung des neuen Papstes Franziskus gereist. Da der Vatikan ein eigenständiger Staat auf dem Boden der EU sei, habe in diesem Fall das EU-Einreisverbot keine Gültigkeit, bestätigte der EU-Botschafter in Simbabwe, Aldo Dell'Ariccia, der Nachrichtenagentur dpa. Mugabe sei deshalb ein EU-Einreisevisum erteilt worden.
Der 89 Jahre alte Staatschef Simbabwes darf wegen der Verletzung der Menschenrechte und Wahlmanipulationen laut der EU-Sanktionen nicht in die EU einreisen.
Mugabe hatte 2005 auch an den Begräbnisfeierlichkeiten von Papst Johannes Paul II. teilgenommen.
Patriarch von Konstantinopel reist zu Amtseinführung des Papstes
Erstmals seit fast 1000 Jahren reist zur Amtseinführung des neuen Papstes Franziskus auch der orthodoxe Patriarch von Konstantinopel an. Patriarch Bartholomäus I. sei am Montag Richtung Rom aufgebrochen, sagte ein Sprecher des Patriarchen der Nachrichtenagentur dpa in Istanbul. Die Entscheidung zur Teilnahme stehe im Zusammenhang mit den großen Fortschritten in den Beziehungen der Kirchen in der letzten Zeit. "Das ist Ausdruck der Brüderlichkeit zwischen den Kirchen", sagte der Sprecher.
Bartholomäus I. hatte als geistliches Oberhaupt der orthodoxen Kirchen die Hoffnung geäußert, Franziskus werde den Dialog für die Vereinigung der beiden Kirchen fördern. Die Eigenständigkeit der orthodoxen Kirchen geht auf die große Kirchenspaltung (Schisma) aus dem Jahre 1054 zurück.
Papst Franziskus hat "Vatileaks"-Bericht bekommen
Der neue Papst Franziskus hat wenige Tage nach seiner Wahl den Untersuchungsbericht zur "Vatileaks"-Affäre um Verrat und gestohlene Dokumente im Vatikan erhalten. "Er steht ihm zur Verfügung", sagte Papst-Sprecher Federico Lombardi am Montag in Rom. "Ich glaube, dass er in diesen ersten Tagen eine Menge Dinge zu tun hat und keine Eile hat, ihn zu lesen."
Franziskus' Vorgänger Benedi
kt XVI. hatte entschieden, dass sein Nachfolger den Bericht erhalten soll, er aber nicht dem gesamten Kardinalskollegium zugänglich gemacht werden soll.
Kirchenglocken sollen zur Amtseinführung läuten
Die Bischofskonferenz hat die Pfarrer des Landes aufgerufen, anlässlich der Amtseinführung von Papst Franziskus die Glocken zu läuten. Das Glockenläuten könne entweder nach der feierlichen Messe auf dem Petersplatz in Rom erfolgen, die am Dienstagvormittag stattfindet, oder im Zuge der am Dienstagabend um 19:00 Uhr in der Brüsseler Kathedrale Sankt Michael und Gudula geplanten Danksagungsfeier. Diese wird gemeinsam von Erzbischof André-Joseph Léonard und dem Nuntius für Belgien und Luxemburg, Giancinto Berloco, zelebriert.
König Albert und Königin Paola reisen noch im Laufe des Montagabends nach Rom, um an der Amtseinführung des neuen Papstes auf dem Petersplatz teilzunehmen. Premierminister Elio Di Rupo sowie die Vize-Regierungschefs Pieter De Crem, Joëlle Milquet und Didier Reynders Belgien werden ebenfalls dort vertreten sein.
dpa/mh/sh - Bild: afp/OsservatoreRomano