Ohne frisches Geld wäre Zypern spätestens im Monat Mai pleite. Der Grund: Das Bankensystem ist buchstäblich kollabiert. Und weil der Finanzsektor in Zypern so aufgebläht war, ist das Land damit schlichtweg überfordert.
Seit Monaten wurde also über ein mögliches Hilfspaket für das Euro-Land beraten. Dabei ging es auch um die Frage, inwieweit der Finanzsektor selbst an dem Rettungsprogramm beteiligt werden sollte. Denn: Der Banksektor war nicht umsonst so groß. Das Land hat systematisch ausländische Investoren angelockt, etwa mit günstigen Zinsen, wobei immer auch der Vorwurf der Beihilfe zur Steuerhinterziehung und der Geldwäsche im Raum stand. Auch das war ein Grund dafür, dass sich gewisse Euroländer sträubten, Zypern allzu bereitwillig Geld zuzuschießen: Erst müssten internationale Anti-Geldwäsche-Standards erfüllt sein, forderte insbesondere Deutschland.
Ursprünglich war das Volumen des nötigen Hilfsprogramms auf 17,5 Milliarden Euro geschätzt worden. Die Troika aus EU, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds präsentierten in der Nacht zum Samstag eine neue Einschätzung: Demnach braucht Zypern zehn Milliarden.
Vereinbart wurde außerdem, dass Inhaber von Bank-Konten einen Beitrag leisten müssen. Wer mehr als 100.000 Euro Guthaben aufweist zahlt eine einmalige Abgabe von knapp 10 Prozent. Wer weniger Geld auf dem Konto hat zahlt 6,75 Prozent. Der Fluchtweg wurde dabei versperrt: Der fällige Betrag werde ab sofort auf den Konten eingefroren, hieß es.
Andrang bei Zyperns Banken
Auf Zypern haben am Samstagmorgen hunderte Menschen versucht, ihr Geld von den Banken zu holen. Anlass ist die Entscheidung der Eurogruppe, die privaten Geldanleger an der Abwendung eines Staatsbankrotts zu beteiligen. Es kam zu einem kurzfristigen Ansturm auf Genossenschaftsbanken, die auch am Samstag geöffnet sind, mittlerweile aber geschlossen haben.
Die Banken hatten vorgesorgt und den Anteil der Einlagen eingefroren, den ihre Kunden entrichten sollen. Das Onlinesystem der Banken war außer Betrieb gesetzt.
dpa/rop/sh - Bild: Georges Gobet (afp)