Knapp zwei Wochen nach dem Rücktritt von Benedikt XVI. wählen 115 Kardinäle ab Dienstag einen neuen Papst. Das voraussichtlich mehrtägige Konklave beginnt am Nachmittag mit dem feierlichen Einzug der Purpurträger in die weltberühmte Sixtinischen Kapelle - wie lange es dauert, hängt von der Anzahl der erforderlichen Wahlgänge ab. Gewählt wird solange, bis eine Zweidrittel-Mehrheit auf einen Kandidaten entfällt.
Beobachter rechnen damit, dass das Konklave schnell abgeschlossen sein könnte, auch wenn es keinen klaren Favoriten für den Stuhl Petri gibt. Häufig fallen schon seit Tagen die Namen des Mailänder Erzbischofs Angelo Scola und des brasilianischen Kardinals Odilo Pedro Scherer. Der 71-jährige Scola aus der Lombardei ist ein geschätzter Theologe und ein Mann des interreligiösen Dialogs. Auch der New Yorker Erzbischof Timothy Dolan wird genannt. Aus Europa kommen 60 Papst-Wähler, sie sind damit knapp in der Mehrheit. Der aus Ghana stammende Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson wird ebenfalls genannt. Er gilt als volksnah, mediengewandt und selbstbewusst.
Das neue Oberhaupt von rund 1,2 Milliarden Katholiken muss mit Zweidrittel-Mehrheit gewählt werden, das Quorum liegt bei 77 Stimmen. Der erste Urnengang am Dienstag gilt als Testwahl. Dann folgen jeden Tag bis zu vier weitere Wahlgänge - bis weißer Rauch aufsteigt und es später heißt "Habemus papam". Beim Konklave sind die Kardinäle völlig von der Außenwelt abgeschottet.
Vorbereitungen für das Konklave abgeschlossen
Am Montag schlossen die Purpurträger ihre etwa einwöchigen Vorbereitungen für das Konklave mit einer letzten Versammlung im Vatikan ab. Das Kollegium der insgesamt mehr als 150 Kardinäle befasste sich vor allem noch mit der Frage, welche Anforderungen der neue Papst erfüllen soll, auch um die jüngsten Krisen der Kirche zu meistern.
Seit vergangenem Montag hatten sich die Kardinäle unter anderem über eine Reform der Kurie in Rom, die Finanzlage des Heiligen Stuhls und die Krisen der Weltkirche ausgetauscht. Die "Vatileaks"-Affäre um gestohlene Dokumente und Intrigen im Vatikan kam auch zur Sprache.
Joseph Ratzinger (85) war am 28. Februar als erster Papst der Neuzeit zurückgetreten. Er hatte diesen historischen Schritt nach knapp achtjähriger Amtszeit mit nachlassenden Kräften infolge seines hohen Alters begründet.
Die Vorbereitungen auf das Konklave in der Sixtinischen Kapelle liefen bis zuletzt auf Hochtouren. Dort wurde ein Holzboden gezimmert, auf dem die Tische für die Kardinäle stehen. In einem zylinderförmigen Ofen sollen die Wahlzettel verbrannt werden. Ein Schornstein auf dem Dach der Kapelle wird durch weißen oder schwarzen Rauch anzeigen, ob ein neuer Papst gewählt wurde oder noch nicht.
Franzose verkündet der Welt das Ergebnis
Ein Franzose wird der Welt verkünden, wer auf den Stuhl Petri nachrücken wird: Demnach ist es der 70-jährige Kardinal Jean-Louis Tauran, der die berühmte Formel "Habemus Papam" ausrufen darf. Währenddessen gehen die Beratungen zur Wahl eines neuen Papstes weiter. Nach Aussagen von Vatikan-Pressesprecher Lombardi könnte alles "sehr schnell" ablaufen. Viele Geistliche würden ihre Stimme nach den ersten Wahlgängen demjenigen geben, der konsensfähig erscheine.
dpa/sd - Bild: Filippo Monteforte (afp)