Rote Nelken für den roten Diktator: Am 60. Todestag von Sowjetherrscher Josef Stalin haben Kommunisten auf dem Roten Platz in Moskau ihres früheren Helden gedacht. Stalins "eiserne Gangart" habe das Imperium aus der Krise geführt, sagte am Dienstag Kommunistenchef Gennadi Sjuganow, der im Parlament die zweitstärkste Fraktion nach der Kremlpartei Geeintes Russland führt. Dagegen forderten Menschenrechtler und die liberale Opposition, den Stalinismus offiziell als Verbrechen einzustufen. Der 1879 in Georgien geborene Stalin starb am 5. März 1953.
Die russische Gesellschaft ist bis heute tief gespalten im Umgang mit dem Diktator. Angesichts des Sieges über den Hitler-Faschismus 1945 wird der frühere Oberbefehlshaber der Roten Armee in weiten Teilen der Bevölkerung als Held verehrt. "Stalin hat in den vergangenen Jahren an Beliebtheit gewonnen", sagte Valeri Fjodorow vom Meinungsforschungsinstitut Wziom. "Aktuellen Umfragen zufolge lehnen zwar etwa 25 Prozent Stalin als "abscheulich" ab, insgesamt dominieren aber wie Respekt und Sympathie", betonte er.
Zusammen mit Sjuganow legten etwa 1000 Stalin-Anhänger Blumen an der Kremlmauer nieder. Anders als die aktuelle Regierung in Moskau habe Stalin einen "kompromisslosen Führungsstil verfolgt", sagte der Kommunistenchef. Dies imponiere vielen Menschen noch heute. Der Oppositionelle Grigori Jawlinski forderte dagegen eine "neue Entstalinisierung". Stalin habe Hunderttausende Hinrichtungen veranlasst, sagte Jawlinski von der liberalen Jabloko-Partei.
Historiker betonen, dass Stalin für Repressionen und den Tod von Millionen von Menschen verantwortlich sei. Sie beklagen, dass Stalin in den Schulen heute als "effektiver Manager" und Gründer einer Großmacht vermittelt werde. Der Kreml steht in der Kritik, zu wenig gegen Geschichtsklitterung zu tun. Präsident Wladimir Putin hatte unlängst ein verbindliches Geschichtsbuch in Auftrag gegeben.
dpa/sh - Bild: Andrey Smirnov (afp)