Ein bewegender Abschied aus Rom: Wenige Stunden vor dem Ende seiner Amtszeit hat Papst Benedikt XVI. den Vatikan verlassen. Der 85-Jährige flog am Donnerstag mit seinem Privatsekretär Georg Gänswein im Hubschrauber in die Sommerresidenz Castel Gandolfo, wo er die kommenden zwei Monate leben will. Benedikt ist der erste Papst der Neuzeit, der von seinem Amt zurücktritt. Sein knapp achtjähriges Pontifikat endet am Abend um 20.00 Uhr enden - ein spektakulärer Moment, der in die Kirchengeschichte eingeht.
Begleitet von Applaus stieg Benedikt im Innenhof hinter dem apostolischen Palast in einen Wagen und fuhr zum Helikopter-Startplatz im Vatikan. Er hob ein letztes Mal die Arme zum Gruß und stieg dann in den weißen Hubschrauber. Zuvor bereiteten ihm Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, zahlreiche Mitarbeiter der Kurie und die Schweizer Garde einen emotionalen Abschied. Nicht nur Gänswein bekam feuchte Augen.
Nachdem die Gruppe um 17.07 Uhr gestartet war, verabschiedete Rom Benedikt mit Glockenschlägen. Um 17.23 Uhr landete der Helikopter in Castel Gandolfo südlich von Rom. In dem kleinen Städtchen wurde er von hunderten Menschen begeistert empfangen. Als letzte öffentliche Handlung seiner Amtszeit trat Benedikt um 17.38 Uhr auf die Loggia des Palastes und grüßte die Gläubigen. Er breitete die Arme aus und wurde mit lautem Jubel, "Benedetto"-Rufen und bunten Transparenten gefeiert. "Ich bin kein Papst mehr, ich bin nur noch Pilger", sagte er. Und dann: "Gute Nacht."
Nun beginnt die Zeit der Sedisvakanz, bis ein neuer Papst gewählt wird. Am Freitag sollen die Kardinäle aufgefordert werden, sich in Rom zu versammeln. Der Vatikan geht davon aus, dass sich das Kollegium dann Anfang nächster Woche trifft, um die Wahl eines neuen Papstes vorzubereiten. Wann das Konklave beginnt, an dem nach Vatikan-Angaben voraussichtlich 115 Kardinäle teilnehmen werden, ist noch offen.
Um 20.00 Uhr am Donnerstag sollte als symbolisches Zeichen für das Ende des Pontifikats das Portal der Residenz in Castel Gandolfo geschlossen werden. Statt der Schweizer Garde ist künftig die Gendarmerie des Vatikans für die Sicherheit des 85-Jährigen zuständig. Benedikts bisherige Wohnung im Apostolische Palast im Vatikan sollte versiegelt werden.
dpa - Bilder: Alberto Pizzoli, Filippo Monteforte, Vincenzo Pinto (afp)