Protestbewegung ist die stärkste Einzelpartei im Abgeordnetenhaus.
Nach den Wahlen in Italien droht eine Patt-Situation. Zwar lag das Mitte-Links-Bündnis des Spitzenkandidaten Bersani im Abgeordnetenhaus vorne, im Senat ist die Linke allerdings auf Partner angewiesen.
Im Abgeordnetenhaus kam Bersanis Koalition auf 29,54 Prozent, wie das Innenministerium in Rom nach Auszählung aller Stimmen am Dienstagmorgen mitteilte. Damit liegt er denkbar knapp vor Berlusconis Bündnis, das 29,18 Prozent erhielt. Das Mitte-Links-Bündnis bekommt als stärkste Kraft im Abgeordnetenhaus die Mehrheit von 340 Sitzen. Berlusconis Lager stellt 124 Abgeordnete.
Im Senat kam Bersanis Zusammenschluss nicht auf die Mehrheit der Sitze (113). Das Mitte-Rechts-Bündnis des früheren Regierungschefs Silvio Berlusconi kam auf 116 Sitze. Im Senat, der jedem Gesetz zustimmen muss, ist Bersanis Lager also auf Partner angewiesen.
Auf Platz drei im Senat liegt die überraschend starke Protestbewegung "Fünf Sterne" des Komikers Beppe Grillo mit 23,79 Prozent und 54 Sitzen. Abgeschlagen auf dem vierten Platz folgt der scheidende Regierungschef Mario Monti, der mit seinem Bündnis der Mitte 9,13 Prozent der Stimmen und 18 Sitze bekommen hat. Im Abgeordnetenhaus wurde Grillos Bewegung mit 25,55 Prozent der Stimmen sogar stärkste Einzelpartei. Sie entsendet 108 Parlamentarier in diese Kammer. Montis Koalition kommt auf 10,56 Prozent und verfügt über 45 Mandate.
Monti "zufrieden"
Bereits am Montagabend erklärte Bersanis Demokratische Partei (PD) das von ihr geführte Bündnis zum Sieger der Parlamentswahlen. Trotz des relativ schwachen Abschneidens seines bürgerlichen Bündnisses zeigte sich Monti zufrieden. Sein Bündnis der Mitte sei erst vor 50 Tagen und ohne unrealistische Versprechen gegründet worden.
Für die drittgrößte Volkswirtschaft in der Euro-Zone und die gesamte Währungsgemeinschaft ging es bei den vorgezogenen zweitägigen Parlamentswahlen um viel. Entscheidend ist, ob das hoch verschuldete und in einer tiefen Rezession steckende Land rasch eine stabile Regierung bekommt. Angesichts des unklaren Wahlausgangs reagierten die Märkte sofort und gaben Gewinne wieder ab.
Gut 75 Prozent der wahlberechtigten Italiener gaben laut Innenministerium ihre Stimme ab, 2008 waren es rund 81 Prozent. Nach dem Rücktritt des parteilosen Regierungschefs Monti hatte Staatschef Giorgio Napolitano im Dezember das italienische Parlament aufgelöst. Die Parlamentswahl wurde daraufhin leicht vorgezogen.
dpa/est - BIld: Mario Laporta (afp)