Bei Zusammenstößen mit der Polizei sind von Freitag bis Sonntag in Bangladesch mindestens zehn Islamisten getötet worden. Etwa 130 weitere Menschen seien durch Schüsse, Tränengas und Schlägereien verletzt worden, teilten die Sicherheitskräfte mit. Darunter seien auch Polizisten. Die aus zwölf Parteien bestehende Islamische Allianz hatten zu einem Generalstreik gegen "islamfeindliche Kampagnen" aufgerufen.
Anlass sind Kriegsverbrecherprozesse wegen Gräueltaten im Unabhängigkeitskrieg gegen Pakistan vor mehr als 40 Jahren. Weil sich führende Mitglieder der Partei Jamaat-e-Islami dabei verantworten müssen, wittern Islamisten eine Verschwörung zum Verbot der Partei. Beim ersten Urteil am 5. Februar wurde ein Jamaat-Anführer zu lebenslanger Haft verurteilt.
Am Samstag kam es vor allem in Gayeshpur rund 160 Kilometer westlich der Hauptstadt Dhaka zu Ausschreitungen. Am Sonntag war Manikganj 40 Kilometer nordwestlich von Dhaka ein Schwerpunkt der Proteste. Die Polizei warf den Demonstranten vor, Polizisten und Dorfbewohner angegriffen zu haben. Demonstrationen hätten Sprengsätze und Steine geworfen. Die Allianz-Partei Bangladesh Khelafat Majlish, die selbst einen Toten beklagte, machte die Polizei und die regierende Awami-Liga für die Bluttaten verantwortlich.
Das heutige Bangladesch war nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft 1947 zunächst ein Teil Pakistans. 1971 erkämpfte es sich in einem blutigen Krieg mit indischer Unterstützung die Unabhängigkeit. Schätzungsweise drei Millionen Zivilisten starben. Viele Bengalen fordern für Kriegsverbrecher die Todesstrafe. Seit dem Urteil demonstrieren deswegen jeden Tag Tausende in Dhaka und halten die größte Kreuzung der Hauptstadt besetzt. Vor anderthalb Wochen hatten sich sogar mehrere Millionen im ganze Land versammelt.
dpa - Bild: Munir Uz Zaman (afp)