Die Ungewissheit auf Zypern bleibt: Bei der Präsidentenwahl am Sonntag gab es zwar einen deutlichen Vorsprung für den konservativen Politiker Nikos Anastasiades, einen Sieg auf Anhieb konnte er jedoch nicht davontragen. Wer die Inselrepublik durch die schwere Finanzkrise führen soll, wird am kommenden Sonntag in einer Stichwahl ermittelt. Anastasiades (66) erhielt 45,5 Prozent der Stimmen - deutlich mehr als seine Mitbewerber. Er kündigte an, er wolle "alles tun", damit Zypern wieder auf europäischen Kurs gebracht wird. "Starkes Mandat" für Anastasiades titelte am Montag die zyprische Zeitung "Politis".
Die zweite Wahlrunde wird wohl noch spannender als die erste. Anastasiades muss gegen den Zweitplatzierten Stavros Malas (45) antreten - der Kandidat der kommunistischen Partei AKEL gilt als politischer Überlebenskünstler. Trotz schlechter Umfragewerte konnte sich Malas mit 26,9 Prozent in der ersten Runde als Zweiter durchsetzen - und das, obwohl er an der katastrophalen Politik des bisherigen linken Präsidenten Dimitris Christofias schwer zu tragen hatte.
Christofias war als erster Staatspräsident in der Geschichte Zyperns nicht für eine zweite Amtszeit angetreten, hauptsächlich weil er mit seinen Maßnahmen gegen die Finanzkrise gescheitert war.
Malas trat am Sonntagabend zusammen mit dem Generalsekretär der Kommunistischen AKEL-Partei Andros Kyprianou vor jubelnden Anhängern der Partei in Nikosia auf und rief: "Es lebe das progressive zyprische Volk". Er lehnt eine Verschlankung des Staates und Privatisierungen ab. "Sperrt den Konservativen den Weg", lautete am Montag der Aufruf der Parteizeitung der Kommunisten, "Charavgi".
Alle liebäugeln nun mit den Wählern des Kandidaten der politischen Mitte: Der frühere Außenminister Giorgos Lillikas kam mit 24,9 Prozent der Stimmen auf den dritten Platz. Beobachter rechnen für die kommenden Tage mit intensiven Gesprächen hinter den Kulissen sowohl mit den Kommunisten als auch mit den Konservativen. Lillikas war von den Sozialisten und einem Teil der Demokratische Partei (DIKO) unterstützt worden.
Wer auch immer die Stichwahl am kommenden Sonntag gewinnen wird, auf den Sieger kommen schwierige Zeiten zu. Die zyprische Wirtschaft bricht zusammen und seine Banken auch. Um sie einigermaßen zu stabilisieren, braucht der Inselstaat nach bisherigen Erkenntnissen 17,5 Milliarden Euro.
Europa ist zwar bereit, den Zyprern unter die Arme zu greifen. Doch ohne Einsicht in die Finanzen des Landes und vor allem in die Bücher der Banken will Europa nicht helfen. Zu heftig zirkulieren die Gerüchte und Vermutungen, dass russische Oligarchen Schwarzgeld auf der Insel angelegt haben. Der neue Präsident muss glaubwürdige Antworten auf die sich stellenden Fragen finden.
Takis Tsafos, dpa/cd - Bild: Yiannis Kourtoglou (afp)