Ein Erdbeben der Stärke 4,8 hat am späten Samstagabend Mittelitalien erschüttert. Größere Schäden seien zunächst nicht gemeldet worden, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf den Katastrophenschutz. Der Erdstoß wurde nach Angaben des nationalen Bebeninstituts INGV um 22.16 Uhr in der Provinz Frosinone etwa 100 Kilometer östlich von Rom registriert und war auch noch in der italienischen Hauptstadt zu spüren.
Das Epizentrum lag demnach zwischen den Orten Sora und Isola del Liri in einer Tiefe von 10,7 Kilometern Tiefe. Etwa eine Stunde später kam es zu einem leichten Nachbeben. Einige Häuser wurden laut Ansa leicht beschädigt. Informationen über Verletzte gab es am frühen Sonntagmorgen zunächst nicht. Einsatzkräfte waren unterwegs, um die Gebäude zu kontrollieren.
Bei den Rettungskräften der Region gingen zahlreiche Anrufe meist besorgter Bürger ein. Viele Menschen rannten ins Freie. Auch in der benachbarten Provinz l'Aquila, die immer wieder von Erdstößen heimgesucht wird, war das Beben zu spüren - so etwa in dem besonders gefährdeten Ort Sulmona mitten in den Abruzzen: «Ich habe den Stoß gehört, habe mich angezogen und bin schnell auf die Straße gelaufen», sagte Bürgermeister Fabio Federico laut Ansa.
Immer wieder erschüttern folgenschwere Erdbeben Italien. Zuletzt kamen bei zwei Beben der Stärke 6 und 5,9 im Mai vergangenen Jahres in der norditalienischen Emilia-Romagna mehr als 20 Menschen ums Leben. Bei einem verheerenden Beben im April 2009 in der Abruzzen-Hauptstadt L'Aquila starben mehr als 300 Menschen.
Einige Stunden vor dem Erdstoß hatte ein Gericht in L'Aquila vier Angeklagte in einem Erdbeben-Prozess wegen fahrlässiger Tötung zu jeweils mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Techniker sind nach Überzeugung des Gerichts für den Tod von acht Studenten verantwortlich; ihre Fehler bei Restaurierungsarbeiten mehrere Jahre zuvor hätten zum Einsturz eines Wohnheims bei dem Erdbeben vom 6. April 2009 geführt.
Drei Angeklagte wurden in erster Instanz zu Haftstrafen von jeweils vier Jahren verurteilt, einer muss zweieinhalb Jahre hinter Gitter, wie Ansa berichtete. Die Anwälte der Verurteilten hatten schon zuvor für den Fall eines Schuldspruchs angekündigt, gegen die Urteile vorgehen zu wollen. Vier weitere Angeklagte wurden aus Mangel an Beweisen freigesprochen - zwei weitere weil das Gericht dem Bericht zufolge nicht zuständig war.
Im vergangenen Jahr waren sieben Erdbeben-Experten in L'Aquila wegen ungenügender Warnung vor Erdstößen ebenfalls zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Diese Urteilssprüche hatten in der Fachwelt Empörung und Unverständnis ausgelöst.
dpa/jp - Bild: Pierre Teyssot (afp)