Im festgefahrenen Tarifkonflikt der privaten Sicherheitsbranche sind erneut tausende Flugreisende in Mithaftung genommen worden. Am Flughafen Köln/Bonn wurden am Freitag mehr als 100 Flüge gestrichen - das war mehr als die Hälfte des dortigen Passagierflugaufkommens.
Rund 100 Beschäftigte von privaten Sicherheitsfirmen hatten nach dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi mit Beginn der 4.00-Uhr-Schicht die Arbeit niedergelegt. Nur eine von zwölf Sicherheitsschleusen konnte geöffnet werden, berichtete ein Airportsprecher.
Die meisten Airlines hatten bereits am Donnerstag ihre Fluggäste über die Streichungen informiert. Viele Passagiere waren erst gar nicht angereist. Fluggäste sollten sich bei ihrer Airline über den Status ihres Flugs informieren.
Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Becker sprach am Morgen von insgesamt 200 Mitarbeitern, die sich im Laufe des Freitags an den Streikmaßnahmen beteiligen wollten. Während nach Mitternacht noch zwei Flüge in die Türkei planmäßig abgefertigt worden waren und ebenso drei Maschinen aus Istanbul und Ankara in Köln landeten, ging ab 4.00 Uhr fast nichts mehr.
30 Prozent mehr Lohn gefordert
Man habe wenig Verständnis für den Streik, hieß es am Airport: "Die wenigsten Beschäftigten des Sicherheitsgewerbes arbeiten am Flughafen und das sind ausgerechnet die Besserverdiener der Branche". Verdi fordert in dem festgefahrenen Tarifstreit 30 Prozent mehr Lohn für das private Sicherheitspersonal. Ziel sei es, die 34.000 Beschäftigten der privaten Sicherheitsbranche in NRW "aus dem Niedriglohnsektor zu befreien". Die Arbeitgeber bieten zwischen fünf und neun Prozent für 2013 und eine weitere "überdurchschnittliche Erhöhung" für 2014 an.
Für Streiks von Sicherheitspersonal wurden laut Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Becker bewusst Kontrolleure an Flughäfen ausgesucht. "Ich verhehle nicht, dass wir in unserer Streikplanung wussten: Das hat Druckpotenzial", sagte Becker im Deutschlandfunk. Es gehe aber um Verbesserungen für die gesamte Branche.
dpa/sh - Bild: Oliver Berg (afp)