Eskalation im Atomstreit mit Nordkorea: Das kommunistische Land hat am Dienstag nach eigenen Angaben einen weiteren Atomtest unternommen. Der dritter Nukleartest sei erfolgreich durchgeführt worden, berichteten die Staatsmedien.
Ein Sprecher des Südkoreanischen Verteidigungsministeriums bestätigte in Seoul, dass im Nordosten Nordkoreas Erdstöße registriert worden seien, die auf einen unterirdischen Nukleartest hinwiesen. Südkorea und Japan beriefen ihre nationalen Sicherheitsräte ein.
Der Atomtest dürfte eine Sprengkraft von sechs bis sieben Kilotonnen TNT gehabt haben, sagte der Ministeriumssprecher in Seoul. Die Bombe, die 1945 über Hiroshima gezündet wurde, hatte ein Sprengkraft vorn 13 bis 16 Kilotonnen.
"Künstliches" Beben mit Stärke von 4,9
Nach südkoreanischen Angaben erreichte das "künstliche" Beben in Nordkorea um etwa 12:00 Uhr Ortszeit (4:00 MEZ) eine Stärke von 4,9. Auch die US-Erdbebenwarte berichtete von einem solchen Beben. In dem Gebiet befindet sich das Atomtestgelände, auf dem Nordkorea bereits 2006 und 2009 unterirdisch nukleare Sprengladungen gezündet hatte.
Die UN-Behörde zur Überwachung des internationalen Kernwaffenteststopp-Abkommens (CTBTO) berichtete ebenfalls von ungewöhnlichen Erdstößen in Nordkorea. "Wir haben ein ungewöhnliches seismisches Ereignis in Nordkorea gemessen", teilte CTBTO-Sprecherin Annika Thunborg am Dienstagmorgen in Wien mit. Die Bezeichnung "ungewöhnliches seismisches Ereignis" wird für möglicherweise von Menschen verursachte Erdstöße verwendet.
"Das Ereignis zeigt eine klar explosionstypische Charakteristik und es lag annähernd deckungsgleich mit den Atomtests der DPRK (Nordkorea) von 2006 und 2009", sagte Tibor Toth, Leiter der CTBTO.
Südkorea und die USA hatten dem kommunistischen Land für den Fall eines dritten Tests schwerwiegende Konsequenzen angedroht. Unter anderem wird eine weitere Verschärfung der UN-Sanktionen gegen das weitgehend isolierte Land wird nicht ausgeschlossen.
Nordkorea hatte einen neuen Atomtest und weitere Raketentests im Januar aus Protest gegen die Ausweitung von UN-Sanktionen angekündigt. Ein Zeitrahmen dafür war aber nicht genannt worden. Der Weltsicherheitsrat hatte mit den verschärften Sanktionen auf einen nordkoreanischen Raketenstart im Dezember reagiert.
Internationale Kritik an nordkoreanischem Atomtest
Die US-Regierung hat Nordkoreas Atomtest scharf verurteilt. Dies sei eine höchst provokative Aktion, kritisierte Präsident Barack Obama in einer in der Nacht zum Dienstag veröffentlichten Stellungnahme des Weißen Hauses. Nordkoreas Atomwaffen stellten "eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA und den internationalen Frieden" dar. Der Nuklearversuch untergrabe zudem die regionale Stabilität, verletze die Resolutionen des UN-Sicherheitsrates und erhöhe das Risiko der Atomwaffen- Verbreitung.
Auch der britische Außenminister William Hague hat den von Nordkorea durchgeführten Atomwaffentest scharf verurteilt. Nordkorea habe damit gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrates verstoßen, sagte Hague. "Nordkoreas Weiterentwicklung seiner nuklearen und ballistischen Fähigkeiten bedeutet eine Bedrohung der internationalen Sicherheit und der Sicherheit in der Region", sagte Hague. Die wiederholten Provokationen dienten nur dazu, die Spannungen in der Region weiter zu verschärfen. Sie behinderten die Aussichten auf dauerhaften Frieden auf der koreanischen Halbinsel.
Russland hat den neuen Atomtest in Nordkorea entschieden verurteilt. Das Land habe damit wiederholt gegen Resolutionen des Weltsicherheitsrates verstoßen, kritisierte ein Sprecher des russischen Außenministeriums der Agentur Interfax zufolge am Dienstag. Das Verteidigungsministerium in Moskau kündigte eine Prüfung der Lage in seiner Grenzregion zu Nordkorea an. Es sei auf russischem Gebiet bisher kein Anstieg der Radioaktivität zu verzeichnen, teilten die oberste Gesundheitsbehörde und der meteorologische Dienst mit.
UN-Generalsekretär verurteilt nordkoreanischen Atomtest
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat den nordkoreanischen Atomtest verurteilt. Er stelle einen klaren und schweren Verstoß gegen geltende UN-Resolutionen dar. Es sei bedauerlich, dass die Regierung in Pjöngjang dem starken und unmissverständlichen Ruf der internationalen Gemeinschaft nicht gefolgt sei, sich weiterer provokativer Schritte zu enthalten, erklärte Ban nach Angaben seines Sprecher am Dienstagmorgen in New York. Er sei überzeugt, dass der UN-Sicherheitsrat die angemessenen Maßnahmen ergreifen wird.
Der UN-Generalsekretär zeigte sich äußert besorgt über die negativen Auswirkungen "dieses zutiefst destabilisierenden Akts" auf die regionale Stabilität und die weltweiten Bemühungen um die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen.
dpa/rkr - Bild: Kim Jae-Hwan (afp)