Italiens Ministerpräsident Mario Monti hat sich von dem angekündigten Rücktritt von Papst Benedikt XVI. überrascht gezeigt.
"Ich bin sehr erschüttert über diese unerwartete Nachricht", sagte Monti in Mailand, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Es habe vorher keine Anzeichen oder Signale für die Entscheidung Benedikts gegeben.
Benedikt habe mit der Entscheidung "außerordentlichen Mut und außerordentliches Verantwortungsbewusstsein" bewiesen, sagte Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano.
"Ich denke, er wollte keine Wiederholung der dramatischen letzten Monate des Pontifikats von Johannes Paul II.", sagte Adam Boniecki, einer der bekanntesten katholischen Intellektuellen Polens, in einer auf der Webseite der katholischen Wochenzeitschrift "Tygodnik Powszechny" veröffentlichten Stellungnahme. "Man muss Benedikt dankbar sein, dass er gezeigt hat, wie sich das Problem von Amt, Alter und Schwäche in großem Glauben lösen lässt." Boniecki nannte den Schritt "wichtig und richtungsweisend für die Zukunft der Kirche".
Respekt und Zuneigung
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete Benedikt als einen der bedeutendsten religiösen Denker der Gegenwart. "Mit seiner charismatischen Ausstrahlung und seinem unermüdlichen Einsatz für das Wohl der Kirche hat der Papst aus Bayern die Menschen in aller Welt begeistert", sagte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer. Mit seiner Theologie habe er die katholische Kirche in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich geprägt. "Wir sind stolz auf das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. Deutschland und Bayern haben ihm unendlich viel zu verdanken", sagte Seehofer.
Der britische Premierminister David Cameron zollte Papst Benedikt VI. Tribut. "Er hat unermüdlich gearbeitet, um die Beziehungen zwischen Großbritannien und dem Heiligen Stuhl zu stärken", sagte Cameron am Montag. "An seinen Besuch in Großbritannien 2010 wird mit großem Respekt und Zuneigung erinnert werden. Er wird als spiritueller Führer von Millionen vermisst werden." Frankreichs Staatschef François Hollande bezeichnete die Entscheidung Benedikts als "höchst achtbaren" Schritt. Frankreich würdige den Papst, der eine solche Entscheidung trifft.
Auch in den USA ist der Papstrücktritt mit völliger Überraschung aufgenommen worden. "Ich bin so erstaunt wie der Rest von Euch", sagte der Erzbischof von New York, Kardinal Timothy Dolan, am Montag den Moderatoren der "Today Show" des Fernsehsenders NBC. Er fühle sich Papst Benedikt XVI. persönlich sehr verbunden, da er ihn zum Erzbischof von New York gemacht habe. Dolan bewertete die Annerkennung der eigenen Gebrechlichkeit durch den Papst positiv.
Erzbischof Léonard hat für 16:00 eine Stellungnahme zum Papstrücktritt angekündigt.
Reaktionswelle im Netz
Die Nachricht verbreitete sich auch im Internet wie ein Lauffeuer. Innerhalb von einer halben Stunde nach den ersten Meldungen war bereits der Eintrag zu Benedikt XVI. im Online-Lexikon Wikipedia um die Ankündigung ergänzt. Mehr als 3000 Nachrichten mit dem Begriff "Papst" liefen innerhalb einer Stunde über das Soziale Netzwerk Twitter, die englische Übersetzung "Pope" kam dem Analysedienst Topsy zufolge auf über 53.000 Erwähnungen in der Stunde.
Während Politiker dem 85-Jährigen Anerkennung zollten, reagierten viele Twitternutzer mit dem für den Kurznachrichtendienst typischen Humor. "Papst Benedikt will zurücktreten? Hat der auch bei der Doktorarbeit geschummelt?" fragte ein Nutzer. "Bibel plagiiert. Papst tritt zurück", kommentierte ein anderer.
Der Papst selber schwieg auf Twitter zu der Debatte. Obwohl der Vatikan erst Anfang Dezember mehrere Twitterprofile in verschiedenen Sprachen eingerichtet hatte, wurde am Montag zunächst keine offizielle Nachricht auf diesem Wege verbreitet. Auch das sorgte bei anderen Nutzern für Scherze: "Papst hat das Twittern gelernt und möchte jetzt noch den Rest des Internets kennen lernen", meinte ein Nutzer.
dpa/okr - Archivbild: epa