Bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Gegnern der regierenden Islamisten in Ägypten sind am Freitag mehr als 120 Menschen verletzt worden. Das gab das ägyptische Gesundheitsministerium am Abend nach Angaben lokaler Medien bekannt.
Vor dem Präsidentenpalast in Kairo setzte die Polizei Tränengas ein. Einige Demonstranten warfen Steine und Brandbomben. In der Hafenstadt Alexandria warfen Demonstranten Steine auf die Polizeistation des Stadtteils Sidi Gaber, woraufhin die Polizei Tränengas einsetzte.
In der Industriestadt Al-Mahalla ging die Ordnungspolizei nach Informationen des regierungsnahen Nachrichtenportals "Al-Ahram" auf Demonstranten los, die versuchten, das Gebäude der Stadtverwaltung zu stürmen. Auch in Kafr al-Scheich, Tanta und in Zagazig, der Heimatstadt von Präsident Mohammed Mursi, kam es zu Gewalt.
Auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo, wo sich mehr als 10.000 Regierungsgegner versammelten, blieb es dagegen friedlich. Einige Demonstranten blockierten eine U-Bahn-Station in Kairo. Friedlich blieb es auch bei einer Kundgebung von Salafisten vor einer Kairoer Moschee. Die radikalen Islamisten versammelten sich, um gegen die "Sabotage" der Opposition zu protestieren.
Freitag des Abgangs
Die Proteste der Gegner von Präsident Mohammed Mursi standen diesmal unter dem Motto "Freitag des Abgangs", das ägyptische Demonstranten auch schon vor zwei Jahren benutzt hatten, als sie gegen den damaligen Präsidenten Husni Mubarak demonstrierten. Die Proteste richten sich auch gegen Polizeigewalt und gegen die jüngsten Todesdrohungen gegen mehrere prominente Oppositionsführer. Die Aktivisten prangerten erneut das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten an. In den vergangenen Tagen waren mehrere Aktivisten ums Leben gekommen.
Für Empörung sorgte zudem die Todesdrohung eines radikal-islamistischen Scheichs gegen Ägyptens Oppositionsführer Sabahi und Mohammed ElBaradei. Sabahi bot dem Prediger über den Kurznachrichtendienst Twitter die Stirn: "Unser Glaube ist stärker als ihre Drohungen", erklärte er und betonte, er werde weiter an der Seite des ägyptischen Volkes und der revolutionären Jugend friedlich für die Ziele der Revolution und ihrer Märtyrer kämpfen.
Ein prominenter Salafist hatte jüngst gepredigt, dass ElBaradei und Sabahi wegen ihrer Aktivitäten nach islamischem Recht den Tod verdient hätten. Das Al-Azhar-Institut, die höchste religiöse Autorität im Islam sunnitischer Glaubensrichtung, verurteilte die Äußerungen.
dpa/rkr - Bild: Gianluigi Guercia (afp)