Bei neuen Protesten gegen die regierenden Islamisten und ihren Präsidenten Mohammed Mursi ist es in Ägypten erneut zu vereinzelten Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Die Regierungsgegner riefen "Nieder mit der Herrschaft der Muslimbrüder" und "Das Innenministerium ist genauso wie früher, Schlägertrupps, Schlägertrupps". In einigen Städten in der Provinz gab es Auseinandersetzungen zwischen den Protestierern und der Polizei.
In der Hafenstadt Alexandria warfen Demonstranten am Freitag Steine auf eine Polizeistation, woraufhin die Polizei Tränengas einsetzte. In der Industriestadt Al-Mahalla ging die Ordnungspolizei nach Informationen des regierungsnahen Nachrichtenportals "Al-Ahram" auf Demonstranten los, die versuchten, das Gebäude der Stadtverwaltung zu stürmen.
In Kairo, wo sich etwas mehr als 10.000 Regierungsgegner auf dem Tahrir-Platz versammelten, blieb es dagegen bis zum Abend friedlich, obwohl einige Demonstranten eine U-Bahn-Station blockierten. Eine kleine Gruppe, zu der auch einige maskierte Mitglieder der neuen Anarcho-Gruppe "Schwarzer Block" gehörten, marschierte zum Präsidentenpalast.
Kundgebung von Salafisten vor Kairoer Moschee
Friedlich blieb es auch bei einer Kundgebung von Salafisten vor einer Kairoer Moschee. Die Proteste der Regierungsgegner standen diesmal unter dem Motto "Freitag des Abgangs", womit sie den von ihnen geforderten Rücktritt von Präsident Mursi meinen. Die radikalen Islamisten versammelten sich, um gegen die "Sabotage" der Opposition zu protestieren.
Die Proteste richten sich auch gegen Polizeigewalt und gegen die jüngsten Todesdrohungen gegen mehrere prominente Oppositionsführer. Die Aktivisten prangerten erneut das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten an. In den vergangenen Tagen waren mehrere Aktivisten ums Leben gekommen.
Für Empörung sorgte zudem die Todesdrohung eines radikal-islamistischen Scheichs gegen Ägyptens Oppositionsführer Sabahi und Mohammed ElBaradei. Sabahi bot dem Prediger über den Kurznachrichtendienst Twitter die Stirn: "Unser Glaube ist stärker als ihre Drohungen", erklärte er und betonte, er werde weiter an der Seite des ägyptischen Volkes und der revolutionären Jugend friedlich für die Ziele der Revolution und ihrer Märtyrer kämpfen.
Ein prominenter Salafist hatte jüngst gepredigt, dass ElBaradei und Sabahi wegen ihrer Aktivitäten nach islamischem Recht den Tod verdient hätten. Das Al-Azhar-Institut, die höchste religiöse Autorität im Islam sunnitischer Glaubensrichtung, verurteilte die Äußerungen.
Nach dem zweiten Jahrestag der "Revolution des 25. Januar", die 2011 zum Sturz von Präsident Husni Mubarak und seiner Regierung geführt hatte, gab es in Ägypten die schlimmsten Ausschreitungen seit dem Amtsantritt Mursis. In drei Städten am Suez-Kanal wurde der Notstand verhängt.
dpa/mh - Bild: Khaled Desouki (afp)