Nach dem Attentat auf einen Oppositionellen in Tunesien haben die in Ägypten regierenden Muslimbrüder Mord als Mittel der Politik verurteilt. "Die Muslimbrüder verurteilen Mordaufrufe, gleichgültig von welcher Seite sie kommen", sagte Mahmud Ghoslan, der Sprecher der Islamistenbewegung, in der Nacht zum Donnerstag. "Sie lehnen auch generell den Einsatz von Gewalt und Schlägertrupps ab".
Ghoslan sagte der Nachrichtenagentur dpa, mit dieser Erklärung reagiere seine Organisation auf die jüngsten Entwicklungen in Ägypten sowie auf diverse Aufrufe zum Mord an Andersdenkenden. Zwei radikale islamische Prediger, Wagdi Ghoneim und Mahmud Schaaban, hatten in Ägypten in den vergangenen Wochen dazu aufgerufen, Oppositionelle zu töten.
In Tunesien war der Oppositionspolitiker Chokri Belaïd am Mittwoch vor seinem Haus erschossen worden. Seine Familie und politische Weggefährten machen die islamistische Regierungspartei Ennahda für das Attentat verantwortlich. Die Partei steht den ägyptischen Muslimbrüdern ideologisch nahe. Sie hat die Verantwortung für den Mord zurückgewiesen.
Außerdem lehnt die Ennahda die von Ministerpräsident Jebali angekündigte Kabinettsumbildung ab. Der Regierungschef sei eigenmächtig vorgegangen, sagte ein Vertreter der Regierungspartei. Jebali hatte vorgeschlagen, eine Regierung mit parteilosen Experten zu bilden. Zudem kündigte er baldige Neuwahlen an.
Die Behörden befürchten weitere gewalttätige Proteste. Die Polizei zog in Tunis ein großes Sicherheitsaufgebot zusammen. Die Straßen in der Nähe des Innenministeriums wurden für den Verkehr gesperrt. Viele Geschäfte blieben geschlossen. Im ganzen Land traten Anwälte und Richter in den Streik. Auch Universitäts-Dozenten legten die Arbeit nieder.
dpa/dradio/br/sh/mh - Bild: Fethi Belaid (afp)