70 Jahre nach der mörderischen Schlacht von Stalingrad hat das heutige Wolgograd an den Sieg über deutsche Truppen und die Hunderttausenden Opfer erinnert. Vor etwa 20.000 Zuschauern und zahlreichen Veteranen marschierten bei frostigem Wetter 650 Soldaten im Zentrum der südrussischen Millionenstadt auf. Zu Ehren des Jahrestages nannte sich Wolgograd für einen Tag offiziell wieder Stalingrad nach Sowjetdiktator Stalin. An der Militärparade nahm am Samstag auch ein legendärer Weltkriegs-Panzer des sowjetischen Typs T-34 teil.
Nachkommen deutscher Stalingradkämpfer, die als Zeichen der Versöhnung anreisten, zeigten sich tief bewegt. "Als ich im Museum das Panorama dieser grausamen Schlacht sah, musste ich weinen" sagte Rolf Weber aus Frankfurt am Main der Nachrichtenagentur dpa.
Delegationen aus Dutzenden Ländern legten Kränze und Blumen an der Ewigen Flamme im Stadtzentrum nieder. Für Deutschland nahm Botschafter Ulrich Brandenburg teil.
Reste der deutschen 6. Armee am 2. Februar 1943 kapituliert
Die Reste der deutschen 6. Armee hatten am 2. Februar 1943 in Stalingrad vor den sowjetischen Truppen kapituliert. Der Sieg der Roten Armee gilt als ein Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg. Die monatelange Schlacht und Temperaturen bis zu minus 43 Grad kosteten mindestens 700.000 Soldaten das Leben.
"Wir verteidigen unser Land, indem wir uns an die große Schlacht von Stalingrad erinnern", rief Vizeregierungschef Dmitri Rogosin bei der Militärparade. "Ehre sei Stalingrad, Ehre den Veteranen!" Busse mit dem Konterfei Stalins brachten zahlreiche Kriegsteilnehmer in ordenbehangenen Uniformen in die Wolgastadt. Menschenrechtler und Historiker kritisieren in Russland eine zunehmende Verharmlosung der Zeit schwerer Repression unter Josef Stalin (1879-1953).
Riesige Transparente mit Parolen
Vielerorts hingen riesige Transparente mit Parolen wie "Von Stalingrad aus zum Endsieg". Jugendliche mit rot-weißen Pelzmützen und der Aufschrift "70" standen als Helfer bereit. Kremlchef Wladimir Putin wollte später am Tag am Gedenken teilnehmen. Ein massives Polizeiaufgebot sicherte die Stadt. Spezialeinheiten in Tarnuniform sowie Dutzende Metallrahmen sicherten alle Gedenkstätten. Auch andere russische Städte erinnerten an den historischen Tag.
Auf dem Soldatenfriedhof Rossoschka rund 40 Kilometer nordwestlich von Wolgograd legte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gemeinsam mit deutschen und russischen Gästen einen Kranz nieder. Dort sind etwa 56.000 deutsche Soldaten begraben, von weiteren mehr als 55.000 Wehrmacht-Toten sind nur die Namen eingraviert. "Niemand weiß, wo sie liegen. Aber ihre Namen sollen zeigen: Keiner ist vergessen", sagte Volksbund-Präsident Reinhard Führer bei der Zeremonie am Vorabend.
dpa/jp - Bild: Mikhail Klimentyev (afp)