Nach Berichten über einen israelischen Luftangriff in Syrien schließen israelische Medien auch eine kriegerische Auseinandersetzung mit dem nördlichen Nachbarn nicht mehr aus. "Sollten Syrien und die Hisbollah-Milizen (im Südlibanon) die Warnung vor weiteren Waffentransporten von Syrien in den Libanon nicht ernst nehmen, wird der nächste Angriff nicht so glimpflich ausgehen", schrieb die gewöhnlich gut unterrichtete Zeitung "Jediot Achronot" am Freitag. Als Folge könne die gesamte Region in einen offenen gewalttätigen Schlagabtausch gestürzt werden.
Der stellvertretende nationale Sicherheitsberater der USA, Ben Rhodes, warnte die Führung in Damaskus: "Syrien sollte die Region nicht weiter destabilisieren, etwa mit der Lieferung von Waffen an die Hisbollah." UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich besorgt und rief alle Beteiligten auf, weitere Spannungen in der Region zu vermeiden.
Das Risiko einer sofortigen Vergeltung durch Syrien, den Iran oder die Hisbollah wurde in Israel jedoch als klein eingeschätzt. Dies sehe offenbar auch Verteidigungsminister Ehud Barak so, der trotz der Spannungen zur Münchner Sicherheitskonferenz gereist sei, schrieb "Jediot Achronot". Die drei Gegner Israels seien derzeit nicht an einer militärischen Eskalation interessiert, meinte die Zeitung "Israel Hajom". Anschläge weltweit könnten aber nicht ausgeschlossen werden.
"Jediot Achronot" berichtete, der Geheimdienst habe mehrere israelische Botschaften weltweit angewiesen, die Sicherheitsregeln weiter zu verschärfen. Inoffiziellen Angaben zufolge befanden sich auch Teile des Militärs in erhöhter Alarmbereitschaft. Augenzeugen berichteten von verschärften Kontrollen an der Grenze zu Ägypten.
Sicherheitskonferenz in München
In München hat die 49. Internationale Sicherheitskonferenz begonnen. Daran nehmen unter anderem US-Vizepräsident Biden und der russische Außenminister Lawrow teil. Im Fokus der Gespräche stehen der Bürgerkrieg in Syrien und der Mali-Konflikt. Am Rande der Konferenz soll es am Samstag ein erstes Treffen der syrischen Opposition mit Vertretern der USA, Russlands und der Vereinten Nationen geben.
Syrien und der Iran machen Israel für einen Luftangriff auf ein militärisches Forschungszentrum bei Damaskus verantwortlich und haben Vergeltung angekündigt. Bei dem Angriff sollen zwei Menschen getötet und fünf weitere verletzt worden sein. Aus westlichen Sicherheitskreisen hieß es jedoch, der Angriff habe einem Konvoi mit Flugabwehrraketen für die israelfeindliche Hisbollah-Miliz im Südlibanon gegolten.
Die israelische Führung schwieg auch am Freitag zu den Vorwürfen. Zur Politik der Abschreckung Israels gehört, Angriffe im Ausland weder zu bestätigen noch zu dementieren, um den Gegner im Unklaren zu lassen.
dpa/sd