Für den US-Autobauer Ford stellt sich die Lage in Europa noch dramatischer dar als befürchtet. Im vergangenen Jahr hat der US-Konzern auf dem wichtigen Markt einen Vorsteuerverlust von annähernd 1,8 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) eingefahren. Die europäischen Verkäufe von Ford gingen 2012 um 16 Prozent auf 1,35 Millionen Stück zurück.
Für das laufende Jahr geht der Hersteller in Erwartung weiterhin schwacher Verkäufe sogar von einem Minus von rund 2,0 Milliarden Dollar aus. Das ist mehr, als das Unternehmen bislang kalkuliert hatte.
2011 hatte Ford beinahe noch ein ausgeglichenes Ergebnis in Europa erzielt. Dann aber brachen vor dem Hintergrund der Schuldenkrise branchenweit die Verkäufe auf den tiefsten Stand seit 1995 ein. Das wirtschaftliche Umfeld bleibe unsicher, erklärte Ford am Dienstag am Firmensitz in Dearborn nahe Detroit. Alleine im Schlussquartal verlor der Konzern in Europa 732 Millionen Dollar.
Um wieder in die Spur zu kommen, schließt Ford neben dem Werk in Genk auch zwei Werke in Großbritannien. Die damit verbundenen Kosten erhöhen die Verluste noch. Insgesamt 6200 Jobs gehen nach derzeitigem Stand verloren. Ford werde die Situation beobachten und notfalls weitere Maßnahmen ergreifen, hieß es vom Unternehmen.
Gewinne in den USA
Im Gegensatz zur alten Welt floriert das Geschäft auf dem nordamerikanischen Heimatmarkt, was Ford letztlich die Bilanz rettete. Unterm Strich verdiente der Konzern im vergangenen Jahr knapp 5,7 Milliarden Dollar. Das ist eines der besten Ergebnisse der vergangenen Jahre. "Wir sind gut aufgestellt für ein weiteres starkes Jahr", erklärte Konzernchef Alan Mulally mit Blick auf 2013.
Ford hat ein Comeback hinter sich: Der Konzern stand am Abgrund, ehe der ehemalige Boeing-Manager Mulally 2006 antrat und das Steuer mit harten Einschnitten bei der amerikanischen Belegschaft herumriss. Während die beiden heimischen Rivalen General Motors und Chrysler im Krisenjahr 2009 pleitegingen und vom Staat gerettet werden mussten, überlebte Ford aus eigener Kraft.
Mulallys Ziel ist es, die Verkäufe bis 2015 auf rund 8 Millionen Autos jährlich steigen. Im vergangenen Jahr konnte Ford seinen weltweiten Absatz annähernd stabil halten bei 5,7 Millionen Autos. Der Umsatz schmolz um 1 Prozent auf 134,3 Milliarden Dollar. In Europa will Ford die zurückhaltende Kundschaft mit neuen Modellen locken. Deren Entwicklung und Vermarktung geht jedoch ebenfalls ins Geld. In diesem Jahr kommen etwa der Kleinwagen Fiesta, der SUV Kuga sowie der Transporter Transit frisch auf den Markt.
dpa/mh - Bild: Kristof Van Accom (belga)