Nach der Brandkatastrophe in einer brasilianischen Diskothek mit mehr als 230 Toten hat die Polizei einen der Besitzer und zwei Mitglieder einer Band verhaftet. Mit der Inhaftierung für maximal fünf Tage solle verhindert werden, dass die Männer die Stadt verlassen, erläuterten die Behörden. Die Musikgruppe "Gurizada Fandangueira" hatte während ihres Auftritts in der Nacht zum Sonntag mit einem Feuerwerk vermutlich den Brand in dem Club in Santa Maria ausgelöst. Dabei starben mindestens 231 Menschen. Viele Verletzte kämpften noch um ihr Leben.
Der Besitzer der Diskothek dürfte in seinen Vernehmungen dazu befragt werden, warum eine wichtige Fluchttür zum Zeitpunkt der Katastrophe offenbar abgesperrt war. Außerdem sollen Sicherheitsleute die nach draußen drängenden Gäste zunächst am Verlassen des Clubs gehindert haben. Das hatten Zeugen berichtet.
In den Krankenhäusern wurden noch über 100 Verletzte behandelt. Davon waren nach Angaben der Behörden mindestens 40 in einem kritischen Zustand. Die meisten Patienten erlitten Rauchvergiftungen. Es wurde nicht ausgeschlossen, dass sich die Zahl der Todesopfer noch erhöht.
Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Feuerwehrleute und Besucher verzweifelt Körper aus dem völlig verqualmten Eingang ziehen. Die Bilder zeigten auch viele auf dem Boden liegende Leichen. Sie wiesen aber keine Brandverletzungen auf. In der Diskothek konnten bis 2000 Besucher feiern. Wie viele Menschen in der Nacht zum Sonntag tatsächlich in dem Gebäude waren, ist weiter unklar.
Dreitägige Staatstrauer
In Brasilien wurde eine dreitägige Staatstrauer um die vielen Opfer der Feuerkatastrophe in der Diskothek "Kiss" angesetzt. Die Flaggen wehten auf halbmast. Die ersten Opfer wurden auf den Friedhöfen der Universitätsstadt Santa Maria bereits bestattet. Der Tag, an dem Brasilien eigentlich den Countdown für die 500 noch verbleibenden Tage bis zum Anpfiff der WM 2014 feiern wollte, wurde zum Trauertag.
Die Behörden veröffentlichten eine Namensliste von 231 Opfern, unter ihnen sind auch viele junge Menschen, die einen deutschen Nachnamen tragen. Im Bundesstaat Rio Grande do Sul leben viele deutschstämmige Brasilianer, die vor Generationen in das südamerikanische Land einwanderten. Aber nur eines der Opfer hatte nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa neben dem brasilianischen auch einen deutschen Pass.
Die Tragödie gilt als die zweitgrößte Brandkatastrophe in der Geschichte Brasiliens. 1961 kamen in Niteroi bei einem Feuer in einem Zirkus über 500 Menschen ums Leben.
Weltweite Bestürzung
Die Nachricht von dem Unglück sorgte weltweit für Bestürzung. Die Teilnehmer des Gipfels der EU und der Staaten Lateinamerikas und der Karibik gedachten in Chile der Opfer der Tragödie. Eine für am Montag in Brasília geplante Feier anlässlich des Countdowns für die verbleibenden 500 Tage zum Anpfiff der WM in Brasilien wurde abgesagt. Rousseff war nach der Nachricht über die Tragödie direkt von Chile nach Santa Maria geflogen. Dort sprach sie in einem Gymnasium mit Familien und Freunden der Opfer. Es kam zu erschütternden Szenen. Die Staatschefin nahm dabei Angehörige in den Arm. Sie wurde vom Präsidenten des Abgeordnetenhauses, Marco Maia, begleitet. "Das ist die Art von Tragödie, die man sich nicht vorstellen kann", sagte er.
Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich tief betroffen, dass so viele junge Menschen bei dem Unglück den Tod fanden. In einem Beileidstelegramm brachte auch der Papst am Montag seine Betroffenheit zum Ausdruck.
Die 270.000-Einwohner-Stadt Santa Maria ist etwa 300 Kilometer von Porto Alegre entfernt und Standort einer der größten öffentlichen Universitäten des Landes.
Wie es bei uns in Sachen Brand-und Katastophenschutz in Discos und bei Großveranstaltungen aussieht, erklärt der Eupener Feuerwehrkommandant Claudy Marchal im Thema am Abend.
dpa - Bild: Jefferson Bernardes (afp)