Die indische Regierung hält die in den USA verhängte 35-jährige Haftstrafe gegen eine Schlüsselfigur der Terrorserie im westindischen Mumbai mit insgesamt 175 Toten für nicht hart genug. "Wir hätten uns eine schwerere Strafe gewünscht", sagte Außenminister Salman Khurshid am Freitag in Neu Delhi. Innen-Staatssekretär R. K. Singh sagte, alle Beteiligten der Angriffe Ende 2008 hätten die Todesstrafe verdient. Indien fordere weiterhin die Auslieferung des pakistanisch-stämmigen US-Staatsbürgers David Coleman Headley, der unter anderem die Tatorte für die Attentäter ausgekundschaftet hatte.
Headley war in Chicago zu 35 Jahren Haft verurteilt worden war. Der Todesstrafe in den USA war der 52-Jährige durch Zusammenarbeit mit der Justiz entgangen. Er hatte sich im März 2010 in allen zwölf Anklagepunkten schuldig bekannt und sofort nach seiner Festnahme mit den Behörden kooperiert, wie der Gerichtshof in Chicago am Donnerstag mitteilte. Headley muss mindestens 85 Prozent seiner Strafe - also knapp 30 Jahre - im Gefängnis verbringen, ehe er auf eine Freilassung hoffen kann.
Zehn Terroristen hatten im November 2008 in der westindischen Finanzmetropole Mumbai (früher Bombay) unter anderem Luxushotels, ein jüdisches Zentrum und einen Bahnhof angegriffen. Sie töteten 166 Menschen. Hunderte Menschen wurden verletzt. Auch neun der zehn Angreifer starben bei dreitägigen Gefechten. Der einzige überlebende Angreifer, der Pakistaner Ajmal Kasab, wurde im Mai 2010 in Mumbai zum Tode verurteilt. Knapp vier Jahre nach der Terrorserie wurde er im vergangenen November gehängt.
Indien macht die aus Pakistan heraus operierende Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba (Armee der Reinen) für die Angriffe von Mumbai verantwortlich. Headley gab in dem Verfahren in Chicago zu, zwischen 2002 und 2005 an fünf Trainingslagern von Lashkar-e-Taiba in Pakistan teilgenommen zu haben. Die Gruppe hatte unter Mithilfe von Headley auch einen Anschlag auf eine dänische Zeitung geplant.
dpa/est - Bild: Carol Renaud (afp)