Die malische Armee drängt die islamistischen Rebellen mit Unterstützung französischer Truppen offenbar aus Zentralmali zurück: Augenzeugen sagten der Nachrichtenagentur dpa, die Truppen hätten den strategisch wichtigen Ort Diabali zurückerobert, der rund eine Woche lang in Rebellenhand war. "Ich habe Diabali vergangene Nacht verlassen, und die malische Armee war dort. Alle Islamisten haben die Stadt verlassen", erklärte ein Bürger am Telefon.
Der Mann sagte auch, er habe französische Truppen in Niono - rund 60 Kilometer vor Diabali - gesehen. Ein Armeesprecher bestätigte die Angaben. "Wir können uns in Diabali frei bewegen. Derzeit scheinen keine bewaffneten Gruppen in dem Ort unterwegs zu sein, aber wir beobachten die Lage sehr genau", erklärte Oberst Diarran Kone.
In Kona an der Grenze zu Burkina Faso kehrte unterdessen eine Art Normalität sein. Der Ort in der Landesmitte war seit dem Beginn der Militäroffensive stark umkämpft, jedoch hatten Regierungsverbände ihn mit massiver französischer Unterstützung Ende vergangener Woche unter ihre Kontrolle gebracht.
"Kona ist frei. Die Menschen haben ihre gewöhnlichen Aktivitäten wiederaufgenommen und die Straße nach Sevare ist offen", sagte der Bürgermeister des Ortes, Sory Diakite. In Sevare befindet sich ein wichtiger Flughafen, weshalb die Islamisten tagelang versucht hatten, das Gebiet einzunehmen.
Mehrere Extremistengruppen hatten den Norden Malis vor rund zehn Monaten im Zuge eines Militärputsches erobert und dort eine strenge Auslegung der Scharia eingeführt. Nachdem sie zuletzt immer weiter in Richtung Süden vorgerückt waren, hatten französische Truppen gemeinsam mit malischen Soldaten vor zehn Tagen eine Militäroffensive gestartet.
Luftangriffe in in Nord-Mali
Derweil gingen die Luftangriffe in allen Gebieten in Nord-Mali, in denen die Rebellen regieren, auch am Montag weiter. Jedoch änderten die Islamisten scheinbar ihre Taktik und bewegten sich nicht mehr in größeren Fahrzeugen fort. Einem Militärsprecher zufolge benutzen sie derzeit überwiegend Motorräder, um aus der Luft nicht so gut sichtbar zu sein.
Augenzeugen berichteten, die Rebellen versammelten derzeit eine große Anzahl an Kämpfern und Autos im nordmalischen Ansongo. Die Stadt liegt nur 200 Kilometer von Niamey entfernt, der Hauptstadt des Nachbarlandes Niger. Beobachter glauben, dass die geplanten Bodentruppen aus Niger und dem Tschad durch Ansongo in Mali einmarschieren müssten. Offenbar wollen die Islamisten die afrikanischen Soldaten, die zu einer multinationalen Truppe gehören sollen, schon an der Grenze abwehren.
Frankreich nun mit 2150 Soldaten in Mali
Die französische Armee hat inzwischen 2150 Soldaten direkt in Mali im Einsatz. Zusammen mit den von benachbarten afrikanischen Ländern operierenden Einheiten sind nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Paris vom Montag 3150 französische Militärs an der Operation Serval beteiligt. Nach Angaben des Ministeriums sind die Städte Diabali und Douentza wieder unter Kontrolle der von Frankreich unterstützten malischen Armee. Laut Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian zielt der Einsatz der französischen Einheiten darauf ab, die Souveränität Malis in seinem Hoheitsgebiet wieder herzustellen und das Risiko eines Rückzugsraumes für Terroristen im Herzen Afrikas zu vermeiden.
Die Europäische Union bereitet sich auf eine Flüchtlingskatastrophe im Bürgerkriegsland Mali vor. Wie die zuständige EU-Kommissarin Kristalina Georgieva mitteilte, arbeitet die EU zusammen mit den Vereinten Nationen und anderen Organisationen an einem Notfallplan. Die Kommission habe bereits beschlossen, die Hilfen für Mali aufzustocken. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton kündigte zudem eine Geberkonferenz für Februar an. Die EU-Kommission befürchtet, dass ein lang anhaltender Konflikt in Mali riesige Flüchtlingsströme in die nordafrikanischen Nachbarländer auslösen wird.
br/dpa/mh - Bild: Issouf Sanogo (afp)