Die Geiselnahme islamistischer Terroristen auf einem Gasfeld in Algerien hat offenbar zu einem Blutbad geführt. Ein Sprecher der Islamisten sagte der mauretanischen Nachrichtenagentur ANI, bei einem Luftschlag des algerischen Militärs seien 35 Geiseln und 15 Kidnapper getötet worden. Nach Informationen der algerischen Nachrichtenagentur APS konnten bei der Militäraktion vier ausländische Geiseln befreit werden. Weitere sieben sollen noch in der Gewalt der Entführer sein.
Die norwegische Regierung bestätigte am Mittag in Oslo, dass sie von Algerien offiziell über eine derzeit laufende Militäraktion auf dem Gasfeld In Amenas informiert worden sei. Zu Angaben über Opfer wollte sich ein Regierungssprecher im Gespräch mit dem Sender TV2 nicht äußern. Unter den Geiseln waren auch neun Norweger.
Hergang zunächst unklar
Der Hergang der Aktion und die tatsächliche Zahl der Opfer war zunächst unklar. Unter Berufung auf Angaben der Geiselnehmer meldet die Nachrichtenagentur Belga, zu den Überlebenden gehörten drei Belgier, zwei Amerikaner und jeweils ein Japaner und ein Brite. Die Islamisten hatten am Mittwoch selbst damit gedroht, im Fall eines Militärangriffs ein Blutbad unter den Geiseln anzurichten. Sie hielten seit dem Überfall auf das Gasfeld im Osten des Landes nach eigenen Angaben 41 westliche Arbeiter in ihrer Gewalt. Nach algerischen Quellen waren es rund 20 Geiseln.
Das algerische Militär hatte die Anlage am Mittwoch umstellt und alle Verhandlungen mit Terroristen abgelehnt. Hinter der Geiselnahme steht nach algerischen Angaben die Organisation Al-Kaida im islamischen Maghreb (AQMI). Die Rebellen forderten ein Ende des französischen Einsatzes in Mali.
20 bewaffnete Männer aus Algerien
Die Terrorgruppe wird nach Angaben der algerischen Regierung von dem einäugigen Islamisten Mokhtar Belmokhtar angeführt. Es handele sich um etwa 20 bewaffnete Männer, die aus Algerien stammten, sagte Innenminister Dahou Ould Kablia am Mittwochabend.
Die nordmalische Islamistengruppe Ansar Dine bestritt jede Verbindung zu dem Kommando. "Wir haben keinen Grund, dort zu sein", sagte ein Sprecher der Tuareg-Gruppe der Nachrichtenagentur dpa. Hinter der Aktion stünden aber Menschen, die den Islam verteidigten. "Muslime werden dem Angriff Frankreichs und seiner Verbündeten nicht tatenlos zusehen", sagte der Sprecher weiter. Ansar Dine ist eine der islamistischen Gruppen, die den Norden Malis kontrollieren.
Der britische Außenminister William Hague kritisierte die Terroraktion in Algerien als "kaltblütigen Mord". Die britische Regierung arbeite "rund um die Uhr" an einer Lösung und stehe in engem Kontakt mit den Angehörigen der Opfer. Ein Notfall-Team sei nach Algerien geschickt worden, ergänzte er während eines Besuchs in Australien.
belga/dpa/mh/rkr - Kjetil Alsvik (afp)