Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat das militärische Eingreifen Frankreichs im westafrikanischen Mali gutgeheißen. "Alle Mitglieder haben ihre Unterstützung für die französische Position ausgedrückt", sagte der französische UN-Botschafter Gérard Araud am Montag nach einer Sondersitzung des mächtigsten UN-Gremiums.
Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon begrüßte die von Malis Regierung erbetene militärische Hilfe. Er hoffe, dass dadurch die Offensive der in den Süden vorrückenden islamistischen Rebellen gestoppt werden könne, erklärte er nach Angaben eines Sprechers.
Alle Ratsmitglieder hätten anerkannt, "dass wir uns hundertprozentig auf dem Boden des Völkerrechts bewegen", sagte Araud weiter. Die Russen hätten gelobt, dass Frankreich genau im Sinne der UN-Resolutionen handele. Auch Ban forderte eine Umsetzung der Resolution 2085, "die eine volle Wiederherstellung der konstitutionellen Ordnung und der territorialen Integrität Malis zum Ziel hat".
Frankreich fliegt seit Ende vergangener Woche Luftangriffe gegen Islamisten, die auf ihrem Vormarsch Richtung Süden die Armee des afrikanischen Landes in Bedrängnis gebracht haben. Araud sagte jedoch, dass rasch afrikanische Truppen eingesetzt werden müssten. "Deren Oberbefehlshaber, ein nigerianischer General, ist schon in der Hauptstadt Bamako. Jetzt muss es darum gehen, möglichst schnell die Truppen in das Land zu verlegen."
Genau dafür hätten mehrere westliche Partner schon logistische Hilfe versprochen, vor allem Transportflugzeuge. "Wir haben Zusagen aus den USA, Kanada, Großbritannien, Belgien, Dänemark und vielleicht Deutschland", sagte Araud.
USA: Begrenzte logistische Unterstützung
US-Verteidigungsminister Leon Panetta kündigte eine "begrenzte logistische Unterstützung" des französischen Einsatzes an. Außerdem könne man dem Verbündeten mit Geheimdienst-Informationen helfen, sagte er vor Journalisten auf einem Flug nach Portugal, allerdings ohne weitere Einzelheiten zu nennen. "Wir haben die Verantwortung, dass wir garantieren, dass Al-Kaida keine Operationsbasis in Nordafrika und Mali errichtet", erklärte er. Deutschland ist nach anfänglichem Zögern ebenfalls zu logistischer Hilfe bereit.
Die EU will so schnell wie möglich Militärausbilder nach Mali schicken. Die Außenbeauftragte Catherine Ashton teilte am Montag mit, die EU-Außenminister würden noch in dieser Woche über die Lage in Mali beraten. Dabei solle die rasche Entsendung von rund 200 EU-Militärausbildern nach Mali besprochen werden. Einen konkreten Termin nannte Ashton nicht.
Mit ihren Luftangriffen auf strategisch wichtige Städte im Norden haben die Franzosen nach malischen Angaben die Rebellen aus Gao, Kidal und Timbuktu vertrieben. Die Luftangriffe auf Gao hätten aufgehört, bestätigte ein Augenzeuge. "Bei den Luftangriffen wurden 30 Fahrzeuge und vier Panzer der Rebellen zerstört, und es gab Dutzende Tote." Allerdings brachten die Rebellen am Montag die im Süden gelegene Stadt Diabali unter ihre Kontrolle, wie die französische Regierung einräumte.
Wie lange der französische Militäreinsatz dauern werde, kann laut Araud derzeit niemand sagen. "Klar ist jedoch, dass wir letztlich eine politische Lösung in Mali brauchen. Frankreich unterstützt deshalb Dialog und Aussöhnung." Nach Angaben des französischen Regierungschefs Jean-Marc Ayrault ist man sich in Paris des Risikos bewusst, das der Militäreinsatz für die in der Sahelzone entführten Franzosen darstellt. Die Geiselnehmern seien identisch mit denen, die die Macht in Mali übernehmen wollten. Derzeit werden neun Franzosen in Afrika als Geiseln festgehalten, die meisten von ihnen in der Sahelzone.
Frankreich will Truppen in Mali deutlich verstärken
Nach neuen Vorstößen der islamistischen Aufständischen in Mali will Frankreich seine Truppen im Kampf gegen die Rebellen deutlich verstärken. Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian plant nach übereinstimmenden Berichten vom Dienstag, bis zu 2500 Soldaten in das westafrikanische Krisenland zu schicken. Präsident François Hollande hatte zuvor von rund 750 Soldaten gesprochen, die aktuell in Mali im Einsatz sind. Die Tageszeitung "Le Monde" berichtete, eine Einheit mit 40 französischen Panzern aus der Elfenbeinküste habe am Dienstag die malische Hauptstadt Bamako erreicht.
Die französischen Luftangriffe konzentrierten sich in der Nacht zum Dienstag auf die Stadt Diabali, die die Rebellen auf ihrem Vormarsch in den Süden des Landes eingenommen hatten. Mit seinem Militäreinsatz will Frankreich verhindern, dass die Aufständischen weiter auf die Hauptstadt Bamako vordringen. Dort berieten am Dienstag die Militärchefs der Mitgliedsländer der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas über die Aufstellung einer rund 3300 Mann starken gemeinsamen Kampftruppe.
Frankreichs Präsident Hollande geht davon aus, dass bis zum Einsatz der afrikanischen Einheiten in Mali noch "gut eine Woche" vergehen wird. Länder wie Niger, Burkina Faso, Senegal, Togo, Nigeria und Benin wollen die malische Regierung mit der gemeinsamen Kampftruppe gegen die islamistischen Aufständischen im Land unterstützen.
UN: Fast 150.000 Menschen aus Mali vor Kämpfen geflohen
Vor den Kämpfen in Mali sind nach UN-Angaben bislang nahezu 150.000 Menschen in benachbarte Länder geflohen. Innerhalb des Landes hätten weitere 230.000 Menschen ihre Wohnorte verlassen, um sich anderswo in Sicherheit zu bringen, teilte am Dienstag das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Genf mit.
"Wir haben bislang rund 144.500 Flüchtlinge aus Mali in umliegenden Ländern registriert", sagte UNHCR-Sprecher Adrian Edwards. Die humanitäre Lage sei weiterhin sehr besorgniserregend. Mit 54.100 Menschen habe Mauretanien die größte Zahl von Flüchtlingen aus Mali aufgenommen, gefolgt von Niger mit mehr als 50.000, Burkina Faso mit 38.800 sowie Algerien mit 1500.
Vertreter mehrerer Hilfsorganisationen warnten, die humanitäre Krise in Mali werde sich infolge der Kämpfe im Land noch verschärfen. Um die Hilfe entsprechend ausweiten zu können, gehen das Welternährungsprogramm (WFP) und nichtstaatliche Organisationen von einem zusätzlichen Finanzbedarf von umgerechnet rund 95,5 Millionen Euro aus.
EU-Außenminister beraten am Donnerstag über Mali
Die Außenminister der 27 EU-Staaten werden am Donnerstag bei einer Sondersitzung in Brüssel über die Krise in Mali sprechen. Nach Angaben von Diplomaten findet das Treffen auf Wunsch Frankreichs statt. Unter anderem soll die Entsendung einer EU-Ausbildungsmission für die Streitkräfte Malis offiziell beschlossen werden. Die rund 200 Soldaten sollen nicht an Kampfeinsätzen teilnehmen.
Zudem sollen andere Hilfen vereinbart werden - etwa finanzielle Unterstützung für die malische Regierung und die Truppe der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas im Kampf gegen islamistische Rebellen im Norden Malis.
Die deutsche Regierung prüft nach dpa-Informationen die Entsendung von vier Transall-Transportflugzeugen und einem Airbus zur Unterstützung der französischen und afrikanischen Truppen im Kampf gegen die Rebellen in Mali. Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr habe nach einer Anfrage der französischen Regierung die Verfügbarkeit der entsprechenden Transporthilfe gemeldet und Verteidigungsminister Thomas de Maizière zur Entscheidung vorgelegt, hieß es am Dienstag in Berlin. Die Maschinen sollten zum Transport von Soldaten der Mitgliedsländer der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas dienen.
Frankreich gedenkt ersten Opfers aus Mali-Einsatz
Mit einer Zeremonie im Pariser Invalidendom hat Frankreich am Dienstag des ersten Opfers aus dem Mali-Einsatz gedacht. Premierminister Jean-Marc Ayrault sprach während der Trauerfeier vom besonderen Einsatz des Bataillonskommandeurs. Er habe sein Leben der Verteidigung Frankreichs gewidmet, sagte Ayrault.
Der Hubschrauberpilot war am Freitag, dem ersten Tag des Einsatzes in Mali, getötet worden. Frankreich unterstützt die malische Armee bei der Bekämpfung islamistischer Aufständischer in dem westafrikanischen Land.
dpa/rkr - Bild: Issouf Sanogo (afp)