Knapp eine Woche nach dem Tod des indischen Vergewaltigungsopfers ist in Neu Delhi Anklage wegen Mordes gegen fünf Beschuldigte erhoben worden. Ein Polizeisprecher in der indischen Hauptstadt bestätigte, dass die Anklageschrift am Donnerstag bei Gericht einging.
Neben Mord werden den Männern Gruppenvergewaltigung, Entführung und weitere Straftaten vorgeworfen, wie der Nachrichtensender CNN-IBN meldete. Ihnen droht die Todesstrafe.
Das Verfahren vor einem neuen Schnellgericht in Neu Delhi soll nach Angaben von Nachrichtensendern an diesem Samstag beginnen. Ein Datum für ein Urteil ist noch nicht abzusehen. Beim sechsten Beschuldigten liefen weiter Tests, um festzustellen, ob er wie von ihm selber angegeben minderjährig ist. Dann würde er vor ein Jugendgericht gestellt.
Die 23-Jährige war am 16. Dezember von mehreren Männern in einem Bus in Neu Delhi vergewaltigt, mit einer Eisenstange misshandelt und nackt aus dem fahrenden Fahrzeug geworfen worden. Am Samstag war die junge Frau nach mehreren Notoperationen in einem Spezialkrankenhaus in Singapur an ihren Verletzungen gestorben. Ein Freund von ihr wurde ebenfalls misshandelt und überlebte verletzt.
Chronologie
16.12.2012: Eine 23-jährige Medizinstudentin wird in einem Bus in Neu Delhi von sechs Männern vergewaltigt. Die Täter misshandeln die Frau und einen Freund, der sie begleitet, mit einer Eisenstange.
17.12.: Die Polizei nimmt vier Verdächtige fest, zwei weitere folgen später. Das Opfer schwebt mit einer schweren Hirnverletzung und inneren Verletzungen im Krankenhaus weiter in Lebensgefahr.
18.12.: Demonstranten gehen in mehreren Städten auf die Straße und machen Laxheit der Polizei für steigende Gewalt gegen Frauen verantwortlich. Die Opposition fordert im Parlament schärfere Gesetze, um Vergewaltigungen zu stoppen.
22.12.: Nach kleineren Studentenprotesten gehen Tausende Inder auf die Straße. Die Polizei geht mit Tränengas und Wasserwerfern gegen die aufgebrachte Menge vor.
23.12.: Die Proteste schlagen in Gewalt um - laut Polizei, weil sich Krawallmacher unter die Protestierenden mischen. Es gibt mehr als 100 Verletzte auf beiden Seiten.
25.12.: Ein Polizist, der bei den Demonstrationen verletzt worden war, stirbt im Krankenhaus.
26.12.: Die indische Regierung ordnet eine Untersuchung des Falls an. Die Kommission soll mögliche Versäumnisse der Polizei und anderer staatlicher Stellen herausfinden. Sie soll auch Maßnahmen für mehr Schutz und Sicherheit von Frauen vorschlagen.
27.12. Der Gesundheitszustand der 23-Jährigen verschlechtert sich rapide. Sie wird nach Singapur in eine Spezialklinik ausgeflogen.
29.12. Die junge Frau stirbt an Organversagen. Die sechs verdächtigen Männer werden des Mordes beschuldigt. Tausende demonstrieren erneut gegen sexuelle Gewalt und für mehr Frauenrechte.
30.12. Die Leiche der vergewaltigten Inderin wird in Neu Delhi nach traditionellen Riten verbrannt. Zwischen Demonstranten und Polizei kommt es erneut zu Auseinandersetzungen.
3.1.2013: Die Justiz erhebt Anklage wegen Mordes gegen fünf Beschuldigte.