Je größer die militärische Schlagkraft der syrischen Rebellen wird, desto brutaler geht die reguläre Armee vor. Am Mittwoch meldeten die Regimegegner Luftangriffe auf mehrere Vororte der Hauptstadt Damaskus mit zahlreichen zivilen Opfern.
In der Ortschaft Moadhamijat al-Scham sollen bei einem Angriff auf eine Bäckerei elf Angehörige einer Familie und ein bislang nicht identifizierter Mann ums Leben gekommen sein. Unter den Opfern seien neun Kinder, hieß es. In Al-Ghuta Al-Scharkija wurde eine Tankstelle getroffen. Die Regimegegner stellten ein Video ins Internet, das die brennende Tankstelle zeigt.
Stützpunkte der Armee angegriffen
Die Rebellen attackierten unterdessen zwei Stützpunkte der Armee in der Provinz Daraa sowie den Militärflughafen Taftanas in der Provinz Idlib - eine der letzten Bastionen der Regierungstruppen in der Provinz. Aktivisten in Idlib berichteten, während der Kämpfe in der Nähe des Flughafens seien mehrere Soldaten am Mittwoch mit einem Panzer zu den Rebellen übergelaufen. Nach Angaben der Regimegegner war an den Kämpfen, bei denen vier Rebellen starben, auch die radikalislamische Al-Nusra-Front beteiligt.
Ein Rebellensprecher sagte dem Nachrichtensender Al-Arabija, die Truppen von Präsident Baschar al-Assad hätten den Flughafen zuletzt vor allem genutzt, um Helikopter mit Fässern voller Sprengstoff zu bestücken. Diese Fässer waren in den vergangenen Monaten als Bomben über mutmaßlichen Rebellenstützpunkten abgeworfen worden. Die Provinz Idlib grenzt an die Türkei.
Nach Jordanien setzten sich derweil ein General und sieben weitere Offiziere ab. Weitere führende syrische Militärangehörige haben sich mit ihren Familien über die Grenze in die Türkei abgesetzt. Inzwischen sollen sich dort rund 50 desertierte syrische Generäle aufhalten. Fahnenflucht wird in Syrien mit dem Tode geahndet.
Am Mittwoch zählten die Regimegegner 62 Tote. Am Dienstag waren nach Informationen der in London ansässigen Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter landesweit 110 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen 31 Angehörige der Regierungstruppen.
Iran: Domino-Effekt nach Sturz des Assad-Regimes
Der Iran befürchtet nach den Worten eines führenden Ajatollahs einen Domino-Effekt, falls das syrische Regime gestürzt wird. "Manche Gruppen im Iran sind gegen unsere Unterstützung für Baschar al-Assad, aber dies ist auch wegen unserer eigenen Interessen", sagte Ahmad Chatami, Mitglied des einflussreichen Expertenrats am Mittwoch. "Unsere Unterstützung basiert auf der Tatsache, dass die nächsten Stationen Irak und Iran sein könnten, falls der Feind (Westen) in Syrien erfolgreich ist."
Der Iran steht in der Syrienkrise auf der Seite von Präsident Assad, weil Syrien unter anderem als engster Verbündeter im Kampf gegen den Erzfeind Israel gilt.
Allerdings schafft die Parteinahme für die syrische Führung auch Probleme. Die Beziehungen zum Nachbarland Türkei, zu Ägypten, Saudi-Arabien und anderen arabischen Ländern haben sich erheblich verschlechtert, da diese auf der Seite der syrischen Rebellen stehen.
dpa/dradio/mh/sh - Bild: str/afp