Die italienische Neurobiologin und Medizin-Nobelpreisträgerin Rita Levi Montalcini ist tot. Sie starb im Alter von 103 Jahren in ihrer Wohnung in Rom, wie die Nachrichtenagentur Ansa am Sonntag unter Berufung auf das Polizeipräsidium meldete. Ihr Tod erfülle nicht nur Rom und Italien, sondern die ganze Menschheit mit Trauer, sagte Bürgermeister Gianni Alemanno.
Die zierliche, aber energische Wissenschaftlerin hatte in den 50er Jahren den Nervenwachstumsfaktor NGF (nerve growth factor) entdeckt und damit ein neues Kapitel in der Erforschung des Nervensystems aufgeschlagen. Wie funktioniert die Nachrichtenübertragung im Körper, etwa zwischen einem Stich in die Fingerkuppe und dem Millisekunden später empfundenen Schmerz? Solche Fragen standen im Vordergrund ihrer Arbeit.
Levi Montalcini war dafür 1986 als eine der bislang wenigen Frauen mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet worden. Mit 92 Jahren war sie dann 2001 zur Senatorin auf Lebenszeit ernannt worden. Die "Senatori a Vita" sind eine Art Ehrenbürger Italiens, die auch politisches Mitspracherecht haben.
Für die Halbjüdin aus gutbürgerlichem Turiner Elternhaus war die Liebe zur Wissenschaft zeitlebens ein Halt gewesen. Während der Nazi-Besatzung musste sie untertauchen. Nach dem Krieg arbeitete sie in einem Flüchtlingslager, ehe sie auf Einladung der Washington University von Saint Louis/Missouri in die USA ging. Erst nach 26 Jahren war sie 1977 nach Italien zurückgekehrt.
dpa/rkr - Bild: Fabio Campana (epa)