Die Leiche der von mehreren Männern vergewaltigten Inderin ist am Sonntagmorgen nach Neu Delhi zurückgebracht und eingeäschert worden. Der Sarg sei in einer von der Regierung gemieteten Chartermaschine aus Singapur überführt worden, sagte ein Sprecher der Polizei. Dort war die 23-Jährige in einer Spezialklinik behandelt worden, aber schließlich ihren schweren inneren Verletzungen erlegen.
Ihr 13 Tage währender Überlebenskampf hatte in Indien Wut und Schamgefühle ausgelöst. Tausende Menschen trauerten öffentlich und demonstrierten für mehr Frauenrechte. In vielen Städten Indiens, darunter Bangalore, Kolkata und Hyderababd, zündeten die Menschen Kerzen für das Opfer an. "Wir wollen Gerechtigkeit", riefen sie im Chor und forderten die Todesstrafe für die Schuldigen. Andere appellierten, die nun begonnene Bewegung dürfe nicht enden. "Ich hoffe, dass ein Wandel passiert in dieser Gesellschaft, die Frauen so gering schätzt", sagte die Studentin Aswathy Senan in Neu Delhi. Auf einem der Plakate stand: "Die Flamme, die sie entzündete, soll nie mehr verlöschen."
In Mumbai schlossen sich Bollywood-Größen an, die frühere Schauspielerin und Abgeordnete Jaya Bachchan vergoss Tränen. Am Sonntag kam es in Neu Delhi erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei. TV-Sender zeigten, wie eine Gruppe versuchte, mannshohe Absperrungen zu überwinden. Laut Reportern flogen auch vereinzelt Steine. Vor einer Woche waren mehr als 100 Menschen verletzt worden, als Demonstranten versuchten, zum Regierungsviertel zu gelangen. Ein Polizist starb an den Folgen. Die Hauptstadt hatte sich diesmal besser vorbereitet und Parlament, Präsidentenpalast und das Wahrzeichen India Gate weiträumig abgesperrt. Zehn Metro-Stationen blieben geschlossen.
Sowohl Premierminister Manmohan Singh als auch die Chefin der regierenden Kongresspartei, Sonia Gandhi, waren am Flughafen, als die Chartermaschine eintraf, wie der staatliche Rundfunksender AIR berichtete. Mit an Bord der Air-India-Maschine waren auch die Eltern der Toten sowie zwei Brüder, die alle in den letzten Stunden bei der Studentin gewesen waren. Die letzten Riten empfing die 23-Jährige laut dem Radiosender an ihrem einstigen Wohnort in Neu Delhi, ehe sie zum Krematorium gebracht wurde.
Die junge Frau war am 16. Dezember in Neu Delhi von mehreren Männern in einem Bus vergewaltigt, mit einer Eisenstange malträtiert und nackt aus dem fahrenden Fahrzeug geworfen worden. Die sechs Tatverdächtigen sollen des Mordes angeklagt werden. Ihnen droht die Todesstrafe. Bis zum Donnerstag will die Polizei das Anklageprotokoll ausfüllen. Ehe die schwer verletzte Frau nach Singapur geflogen worden war, hatten Ermittler sie befragt. Diese Aussagen sollen vor Gericht verwendet werden.
Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon drückte sein "tiefes Bedauern" über den Tod der Frau aus. Zugleich habe er das Verbrechen aufs Äußerste verurteilt, teilte ein Sprecher Bans mit. Ban bot die Hilfe der Vereinigten Nationen bei der Umsetzung der Reformen an. "Gewalt gegen Frauen darf nie hingenommen, nie entschuldigt, nie toleriert werden", heißt es in der in der Nacht zum Sonntag in New York verbreiteten Erklärung.
dpa/rkr - Bild: Raveendran/AFP