Erstmals hat eine Frau in Afghanistan eine Insider-Attacke verübt: Die 33 Jahre alte Polizistin erschoss im Polizeihauptquartier der Hauptstadt Kabul am Montag einen zivilen Militärberater der Nato-Truppen, wie ein Polizeisprecher am Mittwoch sagte.
Im Norden des Landes tötete ein afghanischer Polizist am Montag an einem Kontrollpunkt fünf Kollegen. Die Zahl solcher Angriffe, bei denen Polizisten oder Soldaten das Feuer auf Kollegen eröffnen, hat sich dramatisch erhöht. In diesem Jahr kamen dabei allein mehr als 60 Angehörige der Afghanistan-Schutztruppe Isaf um.
Opfer der Attacke ein US-Amerikaner
Nach Angaben eines Nato-Mitarbeiters war das Opfer der Attacke in Kabul US-Amerikaner. Die Frau sei festgenommen worden und habe die Attacke gestanden, sagte der Polizeisprecher. "Es ist zwar noch nicht klar, was sie zur Tat motiviert hat, aber sie steht nicht mit einer aufständischen Gruppe in Kontakt." Die Iranerin war demnach vor neun Jahren nach Afghanistan gekommen. Vor vier Jahren schloss sie die Polizeischule ab und arbeitete seitdem im Innenministerium in Kabul.
Der Nachrichtensender "Tolo News" berichtete, die Frau habe drei Kontrollpunkte überwinden müssen, um in den Hochsicherheitsbereich zu gelangen. Sie habe vergeblich versucht, den Polizeichef und den Gouverneur zu erreichen. Laut dem Bericht fragte die 33-Jährige vor der Tat Wachmänner, ob der Militärberater ein Ausländer sei.
Beziehungen zu den Taliban
Nach Isaf-Angaben haben bei Insider-Attacken etwa 20 Prozent der Angreifer Beziehungen zu den Taliban. Bei den meisten anderen Fällen sollen persönliche Gründe wie Streit oder verletzter Stolz Auslöser für die Tat sein.
Der Polizist, der im Norden des Landes an einem Kontrollpunkt fünf Kollegen erschoss, nahm nach Angaben des lokalen Polizeichefs alle Waffen und Munition seiner Opfer an sich. Er sei zu den Taliban geflohen. Der Distrikt, in dem die Tat geschah, war bis vor kurzem von den Aufständischen beherrscht worden. Nach offiziellen Angaben ist er allerdings wieder unter Regierungskontrolle. Die Taliban übernahmen die Verantwortung für den Angriff.
dpa - Bild: Shah Marai (afp)