Trotz Straßensperren und eines Verbots von Demonstrationen im Regierungsviertel gehen die Proteste nach einer Massenvergewaltigung in Indien weiter.
Die Menschen fordern ein schnelles Verfahren gegen sechs Männer, die vor rund einer Woche eine junge Frau in Neu Delhi brutal gequält haben sollen.
Premierminister Manmohan Singh rief die Bürger zur Ruhe auf. Zuvor hatte es bei Kundgebungen gegen sexuelle Übergriffe in der Hauptstadt viele Verletzte gegeben, im Nordosten des Landes erschoss die Polizei einen Journalisten.
Die Wut der Demonstranten sei «aufrichtig und gerechtfertigt», sagte Singh in einer Fernsehansprache am Montag. Doch trotz des «abscheulichen Verbrechens» forderte er die Menschen dazu auf, ihr Ärger dürfe nicht in Gewalt umschlagen. «Ich appelliere an alle besorgten Bürger, Ruhe und Frieden zu bewahren.» Er versicherte, es werde alles Erdenkliche getan, um die Sicherheit der Frauen zu gewährleisten.
Die Medizinstudentin war am Sonntag vor einer Woche nach einem Kinobesuch mit einem Freund in einen privaten Bus gestiegen. Dort schlugen die sechs Insassen die junge Frau und ihren Begleiter mit einer Eisenstange. Fast eine Stunde missbrauchten sie die 23-Jährige. Sie liegt noch immer auf der Intensivstation. Den sechs Männern, die als mutmaßliche Täter festgenommen wurden, soll nach lokalen Medienberichten am 3. Januar der Prozess gemacht werden.
Die Demonstranten, darunter viele Studentinnen, verlangten auch am Montag auf Plakaten: «Wir wollen Gerechtigkeit». Sie forderten mehr Polizeipräsenz auf den Straßen und schnellere Gerichtsverfahren bei Sexualstraftaten. Viele verlangten auch die Kastration oder die Todesstrafe für Vergewaltiger. Am Montag sammelten sich die Demonstranten an diversen Plätzen Delhis, da die ganze Zone um das Wahrzeichen India Gate von Tausenden Sicherheitskräften abgeriegelt war. Der Vater des Opfers bat die Menschen, für seine Tochter zu beten.
Mehrere hunderttausend Menschen konnten in der Hauptstadt nicht wie gewohnt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren, da laut der Nachrichtenagentur IANS neun Metro-Stationen geschlossen blieben. Das Treffen von Singh mit Russlands Präsident Wladimir Putin wurde wegen der Sicherheitsvorkehrungen vom repräsentativen Hyderabad-Haus in die Residenz des Premierministers verlegt.
dpa - Bild: Narinder Nanu (afp)